Nur wenig Kontakt zu religiösen Traditionen und selten Besuche in der Synagoge mit dem Großvater in einem Dorf. Gleichzeitig offenbart sich die Fremdheit der Religion in einer kommunistischen Umgebung, in der sie als negativ betrachtet wurde. Er sprach über das Jüdisch-Sein wie über etwas Negatives - er schien dies jedoch nicht weiter ausführen zu wollen.
Er nahm die russische Nationalität mit 16 Jahren an, um Vorurteilen und Diskriminierung zu entgehen, obwohl jüdische Wurzeln vorhanden sind und auch im Pass die Nationalität "Jude" vermerkt war. Nun stand nicht mehr Jude in seinem Pass, jedoch waren in seinem Umfeld die jüdischen Wurzeln bekannt und er kämpfte daher weiterhin mit den negativen Aspekten. In Deutschland wollte er Mitglied in einer Synagoge werden, doch bürokratische Hürden erschwerten den Beitritt
Nachdem er in Deutschland immigriert ist, erfolgte seine Suche nach Zugehörigkeit und Anerkennung in der jüdischen Gemeinschaft. Persönliches Selbstverständnis und rechtliche Dokumentation standen in einem Spannungsverhältnis und prägten seine Identitätsentwicklung. Kurz nach dem Interview kam die freudige Neuigkeit - nach Jahrzehnten des Bemühens, ist er Mitglied in einer jüdischen Gemeinschaft geworden.
Es stellte sich eine vielfältige und komplexe Auffassung von Identität heraus, die über traditionelle Konzepte von Religion und Kultur hinausgeht. Bei seinem Verständnis vom Jüdisch-Sein geht es weniger um die religiöse oder kulturelle Seite dieser Definition, sondern um das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Nationalität.
Externe Ereignisse, wie der Konflikt in Israel, formen und beeinflussen seine persönliche Identität und das Zugehörigkeitsgefühl. Diese Ergebnisse steigern sein Gefühl der Nähe zur jüdischen Gemeinschaft und sein Interesse an jüdischen Angelegenheiten