Ruhr-Universität Bochum Institut für Geologie, Mineralogie und Geophysik
Mineral-Oberflächen als
Templat für die Peptid-Synthese in der präbiotischen Welt:
Untersuchung der Adsorption von Wasser und einfachen Aminosäuren
an Pyrit-Kristallflächen
Pyrit (FeS2) ist das am
häufigsten vorkommende Sulfid-Mineral auf der Erde und
spielt eine große Rolle als Elektronenquelle in vielen geo- und
biochemischen Reaktionen. Nach einer Theorie zur Entstehung des Lebens,
bzw. genauer zur Entstehung komplexer Biomoleküle, hat die
Kondensation von Aminosäuren an der Grenzfläche von
Eisen-Schwefel-Mineralen in Wasser in der Nähe von
Tiefsee-Vulkanschloten stattgefunden
(„Iron-Sulphur-World“-Szenario). Es wird angenommen, dass
die Aminosäure-Moleküle in einer periodisch geordneten
Schicht auf der Mineraloberfläche adsorbieren, was bisher nur mit
numerischen Simulationen für die einfachste Aminosäure Glycin
gezeigt wurde. Diese theoretischen Ergebnisse sollen hier
nun experimentell mit
Oberflächen-Röntgenbeugungs-Methoden
untersucht werden. Dabei spielt sowohl in der Eisen-Schwefel-Welt, als
auch in natürlicher Umgebung die Anwesenheit von Wasser eine
große Rolle. Es ist zu überprüfen, ob die Adsorption
von Aminosäuren auf der Oberfläche in Konkurrenz zur
Ausbildung einer Hydratschicht steht und wie die Menge an
Wassermolekülen in der Umgebung (gasförmig oder flüssig)
die Oberflächenstruktur beeinflusst.
Mit der Methode der Röntgenbeugung
unter streifendem Einfall (grazing incidence X-ray diffraction - GIXRD)
wurde in Experimenten an Calcit- und Apatit-Grenzflächen gezeigt,
dass die atomare Struktur von Einkristall-Oberflächen, sowie die
periodische Anordnung von Adsorbat-Molekülen auf der
Oberfläche unter Umwelt-Bedingungen (Normaldruck, Raumtemperatur) bestimmt werden kann.
Im Rahmen dieses Projektes ist am Institut für Geologie,
Mineralogie und Geophysik an der Ruhr-Universität Bochum (Bereich
Mineralogie/Kristallographie) eine von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderte
TV-L 13 1/2 –Stelle
mit dem Ziel der Promotion zu besetzen. Die Stelle ist zunächst
auf zwei Jahre befristet und kann maximal um ein Jahr verlängert
werden.
Das Ziel dieser Forschungsarbeit (Dissertation) ist die Aufklärung
der atomaren Struktur der (100)- und (210)-Grenzflächen
natürlicher Pyrit-Einkristalle in Umgebungs-Bedingungen
(Raumtemperatur, Normaldruck, trockene Atmophäre) und in
verschiedenen Hydratationsstufen (humide Atmosphäre, Wasserfilm),
sowie die Untersuchung der Wechselwirkung der Oberflächen
mit einfachen Aminosäuren (z.B. Glycin) in wässriger
Lösung. Hier soll die atomare Struktur der
Adsorbat-Mineral-Grenzfläche im Vergleich mit den Simulationen zum
„Iron-Sulphur-World“-Szenario analysiert werden.
Die experimentellen Untersuchungen werden schwerpunktmäßig
mit der Methode der Röntgenbeugung unter streifendem Einfall
(GIXRD) durchgeführt. Zusätzlich wird die Auswertung der
Messdaten durch Simulationsrechnungen (Kraftfeld-Methode)
unterstützt.
Der/Die Mitarbeiter/in arbeitet schwerpunktmässig an der komplexen
und zeitaufwändigen Analyse der Daten aus den GIXRD-Experimenten
in Bochum. Die Durchführung und Auswertung der Experimente
erfolgt in Zusammenarbeit mit Dr. X. Torrelles vom ICMAB, Barcelona,
daher sind für den/die Mitarbeiter/in mehrwöchige
Forschungsaufenthalte in Barcelona zum Erlernen des Umgangs mit der
Auswerte-Software und zur Optimierung der Auswertung geplant. Die
GIXRD-Experimente werden am Synchrotronstrahlungsring ESRF in Grenoble,
Frankreich durchgeführt. Drei Datensätze zur
Pyrit-(100)-Fläche wurden bereits in der Messzeit Dez. 2007
gemessen und stehen zur Auswertung zur Verfügung. Der/Die
Mitarbeiter/in wird in Folgeanträgen Messzeit für weitere
Experimente beantragen, vorbereiten und in Kooperation mit Dr.
Torrelles in Grenoble durchführen (Forschungsaufenthalt jeweils
ca. 1 Woche). Zu den Aufgaben bei der Vorbereitung der Experimente
gehört die Charakterisierung der Oberflächentopographie und
die Bestimmung der Rauigkeit mit dem Rasterkraftmikroskop (AFM) am
Institut in Bochum. Hier wird der/die Mitarbeiter/in auch die
Kraftfeld-Simulationen zur Unterstützung und Verfeinerung der aus
den experimentellen Daten erhaltenen Modelle in Zusammenarbeit mit PD
Dr. K. Angermund, MPI Mülheim a.d. Ruhr, durchgeführen.
Der/Die Kandidat/in sollte ein Diplom- oder MSc-Abschluss in Physik,
Chemie, Mineralogie oder Geowissenschaften haben. Ein
guter physikalischer und mathematischer Hintergrund zum
Verständnis und Erlernen der
Durchführung und Analyse der
Oberflächen-Röntgenbeugungs-Experimente, die Fähigkeit
zum selbständigen und eigenverantwortlichen wissenschaftlichen
Arbeiten, sowie Flexibilität und Teamfähigkeit werden
erwartet. Theoretische und/oder praktische Kenntnisse über
Röntgenbeugungs-Techniken sind hilfreich, aber keine Voraussetzung.
Die Ruhr-Universität Bochum strebt nach Maßgabe des
Landesgleichstellungsgesetzes die Erhöhung des Anteils von Frauen
bei den Beschäftigten an und fordert daher geeignete Bewerberinnen
ausdrücklich auf, sich zu bewerben.
Die Bewerbungen geeigneter Schwerbehinderter sind erwünscht.
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf,
Forschungsinteressen, Kopien der Abitur-, Diplom- / Master-Zeugnisse,
Auszüge aus der Diplom-/Masterarbeit, Publikationen (falls
vorhanden)), sowie weitere Fragen können auf dem Postweg oder per
email gesendet werden an:
Dr. Uta Magdans
Institut für Geologie, Mineralogie und Geophysik
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstr. 150
44789 Bochum
Tel.: +49(0) 234/32 27546
email: uta.magdans@rub.de
Letzte Änderung am 23.07.2008