Es
heißt eigentlich Ein-Fleischung, Fleischwerdung. Fleisch
ist das, was wir noch immer zu oft auf unseren Tellern haben und
wofür
Millionen Tiere gequält und getötet werden. Wir alle
sind Fleisch. Und alles
Lebendige ist Fleisch. Fleisch
besteht zum größten Teil aus
dem Muskelgewebe eines Tieres. Das Muskelgewebe der meisten Tiere
besteht zu 75 % aus Wasser, zu 20 % aus
Protein
(Aminosäuren) und zu 5 % aus Fett, Kohlenhydraten sowie einer
Vielzahl von
Vitaminen und Mineralstoffen. Ich
möchte den Begriff hier
biblisch ausweiten auf alles Material der lebendigen Körper.
Wenn alles Fleisch
wie Gras ist (Jesaja 40,6), auf Zeitlichkeit und deshalb
Selbstvermehrung angelegt,
könnte man auch die Flora zur Fauna hinzunehmen und die
zahllosen strukturellen
Ähnlichkeiten betrachten; hier soll es nur um das
nichtpflanzliche Leben gehen.
Die
Geschichte der Entwicklung des Lebens aus
makromolekularen Strukturen[1] über einzellige
Protozoen wie Amöben zu
Wirbeltieren wie dem Menschen, zeigt die fortschreitende
Diversifikation des Fleisches in Organe zum Stoffwechsel, den
alles
Lebendige braucht, um sich zu erhalten. Der intraorganismische
Lebensprozeß ist
eine beständige biochemische Kommunikation von Zellen
miteinander. Hormone
werden ausgeschüttet als Trigger für bestimmte
Funktionen anderer Zellen oder
Organe. Dazu kommen später Ganglien, die über
neuronale Netzwerke elektrische
Reize zum Triggern von Organgruppen und muskulären Strukturen
senden. Die
Koordination zwischen diesen Strukturen erfolgt über
Nervenzellen, die ein
komplexes neuronales System mit Ganglien und einem Kopf mit Hirn,
Augen, Ohren
und Mund und Nasen als den Einlaßstellen für
Sauerstoff und Feststoffe als Nahrungsmittel
bilden. Der Stoffwechsel wird durch Muskeln und Sehnen innerhalb einer
gebildeten Körpergrenze, später zu einem Hautsack
oder Panzer bewerkstelligt.
Noch
später ist die Fortbewegung für diesen Stoffwechsel,
für die Nahrungsaufnahme eine weitere organismische Erfindung.
Dazu bilden die
Körper Glieder mit festen Strukturen aus, Gräten,
Knochen, Gelenke, Zähne,
Hörner. Gleichzeitig bildet sich ein Verdauungskanal mit
Organen, die die
Nahrung chemisch aufbereiten und ihr lebenswichtige Stoffe entziehen
und über
einen internen Blutkreislauf in die Zellen transportieren. eine
Auslaßstelle
für die Nahrungsmittel nach ihrer Verwertung in den Organen im
Körperinnern.
Dazu
kommen noch Apparaturen für die Fortpflanzung, die
Zellteilung der Protozoen wird immer komplexer und raffinierter zwecks
Mehrung
des Lebewesens. Dazu werden kleine Kopien im Körperinnern
gebildet, die
ausgeschieden werden und sich durch Wachstum entwickeln zu baugleichen
Lebewesen. Ihr genetischer Code als Doppelhelix ist der engrammierte
Bauplan
für die Entwicklung eines Wesen über seine gesamte
Lebenszeit.
Es
entstehen Arten und Gattungen, die in einem Jahrmillionen
dauernden Prozess sich den jeweiligen Umweltbedingungen anpassen und so
verändern, daß neue Gattungswesen entstehen, die
noch besser den Stoffwechsel
mit ihrer aktuellen Umwelt betreiben können. Diese
Selbstveränderung mit dem
Ziel, das eigene Leben und das der eigenen Gattung zu verbessern, den
äußeren
Gegebenheiten optimal anzupassen, wird immer mehr gesteuert von dem
komplexen
Nervensystem. Das Hirn diversifiziert sich beständig, aber
auch alle anderen
Organe und Körperteile entwickeln sich mit zu wachsender
Komplexität. Diese
Komplexität lebt von und in dem beständigen Austausch
von Informationen
innerhalb und außerhalb des Organismus. Lange vor jeder
Sprachentwicklung gab
es bereits diese interne Form der intraorganismischen Kommunikation
nach einer
hochentwickelten Logik und Vernunft.
Gattungsgeschichte
ist immer eine Lerngeschichte, in der die
Erfahrungen im Stoffwechsel mit der Natur und der Vernetzung der Wesen
untereinander in die Erbinformationen eingespeichert werden. Das ist
quasi die
praktische Vernunft der Lebewesen, die Weisheit
der Organismen, die später als Instinkt das
Verhalten der Lebewesen
bestimmt wie ein Programm, welches den genetischen Fundus als Basis
reformiert
mit aktueller Erfahrung im Naturumgang und ihn als Code in Samen und
Eizellen
leicht modifiziert weitergibt.
Dieser
sich über Jahrmillionen erstreckende Prozeß des
Wachstums der Genetik durch Gattungserfahrungen zur Optimierung des
Lebens der
Gattung wird mehr und mehr zu einem kollektiven Lernprozeß
der Gattung in Replikation, Mutation und
natürlicher
Selektion. In sich entwickelnden Systemen absorbieren sich
langsamer
verändernde Ebenen während des Lernens Informationen
von sich schneller
verändernden Ebenen und geben diese Informationen an die
schnelleren Ebenen
weiter, um den Zustand der Umgebung und des Systems selbst
vorherzusagen. Diese
Vorschau des Kommenden, etwa eines Regens, einer
Überschwemmung, eines Feuers,
eines Hurrikans, einer Dürre ist überlebenswichtiges
Wissen für jedes Tier.
Komplexere Evolutionsphänomene wie Entstehung des Lebens
können als
thermodynamische Grenzfälle beschrieben werden. Leben ist
Lernen mit Versuch
und Irrtum und Verlust- (Fitness-)Funktionen. Die Tiere fressen
Pflanzen oder
andere Tierarten in einem Gleichgewicht ökologischer
Populationen. Fast könnte
man sagen, der Sinn vieler Tierarten ist nicht Glück oder
Selbstverwirklichung,
sondern das Gefressenwerden von anderen, meist stärkeren
Tieren. So wird eine
Übervölkerung gebremst. In diesem
ökologischen Gesamtsetting der Natur findet
also für viele Lebewesen ein beständiger Kampf ums
Dasein statt, sowohl
innerhalb der Gattung um Nahrung und die Begattung der Damen als auch
zwischen
den Gattungen um Lebensraum, Nahrung und das Gefressenwerden. Dies ist
das
Grundprinzip des ökologischen Gleichgewichts.[2] Und auch in diesem
Gleichgewicht der Ökologie
waltet eine wunderbare Vernunft, die lange Zeit von der angeblichen
Vernunft
der Menschen nicht erkannt wurde.
Die
Übereinstimmung zwischen Lernprozessen und biologischer
Evolution ist nur eine Gestaltungsform der tiefen Einheit der im
Universum stattfindenden
Evolutionsprozesse. Der Zeitpunkt, an dem das Leben beginnt, offenbart
eine
bestimmten Klasse sich langsam ändernder Variablen, die genau
repliziert werden
können; diese digitalen Variablen speichern und liefern
Informationen für die
Vorwärtsausbreitung, um den Zustand der Umwelt vorherzusagen.
Biologisch
entspricht dieser Augenblick dem Aufkommen von Replikatoren (Genomen),
die
Informationen über die Funktionsweise der
Reproduziergeräte enthalten, in denen
sie sich befinden. Damit beginnt die darwinistische Selektion.
Wenn
Wesen sich nicht an ihre Umwelt anpassen können,
sterben sie aus. Wenn wir durch Industrie, Heizen und Verkehr das Ozon
der
Atmosphäre mit CO2 schädigen
und so die Erderwärmung drastisch
steigern, sterben täglich tausende von Tierarten aus. In
diesem Fall haben sich
nicht die Tiere falsch angepaßt, sondern die Menschen der
reichen
Industrienationen haben einen fatalen Irrtum begangen, der irreversibel
werden
wird. Statt in Ökologie wird nun wieder mit 800 Milliarden
Euro in europäische
Rüstung investiert.
Es
bildet sich im Lernprozeß der Lebewesen in einer
präverbalen Form von Leben eine komplexe Urform von Vernunft
aus, ein Sinn, der
jedes Verhalten auf ein gutes Leben von Individuum und Gattung
gleichermaßen
intendieren läßt. Der Sinn, das Ziel des Lebens ist
seine möglichst lange
Fortsetzung und Vermehrung, beim Menschen später mythisch
überhöht durch
Phantasmata der Ewigkeit. Diese elementare Sinn des Überlebens
bestimmt jede
Gattung und jedes Lebewesen. Darin ist die Logik des Lebens
eingeschrieben. Ein
Teil dieser Logik ist die Nahrungsaufnahme und deren Vorbereitung etwa
durch
Jagen oder Pflanzen sammeln. Darwins Sieg des Stärkeren
(survival of the
fittest), das Fitness-Kriterium ist bei der Selektion zentral. Wir
haben es
immer mit einer doppelten Kommunikation zu tun: der intraorganismischen
hochkomplexen Vergeistigung und der sozialen Kommunikation
über auch immer
komplexer werdende Verständigungssysteme über
Gerüche, Laute, Gesten, Blicke
und andere Elemente der Körpersprache. Der Geist, der in der
Amöbe seine erste
Arbeit begann, ist mit dem Vermögen der Körper
mitgewachsen. Er ist und bleibt
eine Funktion der Körper im Kampf ums Überleben. Man
könnte von einer primären
Ebene des Geistes in der intraorganismischen Entwicklung sprechen, die
schon
früh begleitet wurde von der sozialen interorganismischen
Entwicklung der Arten.
Die soziale sehen wir häufig als das Hauptfeld des Geistes,
während uns die
Medizin zeigt, welche Relevanz die intraorganismische Kommunikation des
Geistes
hat. Inkarnation ist darum eine Fleischesangelegenheit und erst
sekundär ein
Zwischenfleisches-Angelegenheit. Alle Sozialität
gründet in der Kraft und
Fähigkeit teilnehmender Wesen. Sie haben immer schon gemerkt,
daß sie gemeinsam
stärker sind. Fitness ist nicht nur Kraft eines Einzelwesens.
Neben
dem Platzhirsch-Kriterium der besten Gene zeigt sich eben,
daß das am besten sozial vernetzte Tier gewinnt.
Helfersysteme und Eusozialität
zeigen die indirekte Fitness: Bei
mehr als 200 Vogelarten und etwa 120 Säugerarten findet man
soziale Strukturen,
bei denen ein Teil auf eine eigene Reproduktion verzichtet und
stattdessen verwandte
Artgenossen bei deren Reproduktion unterstützt, womit sie
ebenso zur
Reproduktion ihrer eigenen Gene beitragen.
Diese
„indirekte Fitness“ basiert auf
Verständigung mit der
Gattungsgemeinschaft, etwa um den Naturstoffwechsel gemeinsam
erfolgreicher zu
gestalten. Er ist wie eine Sprache strukturiert. Dabei ist
sensomotorischer
Austausch das Medium der Verständigung, Gesten, Laute,
Gerüche und vieles mehr,
was wir bislang noch nicht erforscht haben. Hier formen sich die dann
auch genetisch
weitergegebenen Formen der Kommunikation, ja sogar die Formen der
Anschauung
und Bewertung. Tiere bewerten jede Situation, reagieren auf Gefahren
oder
Nahrungs- und Paarungsmöglichkeiten sehr differenziert nach
alten Rezepten
ihrer Instinktbasis und sozialen Schulung.
Das
ist soziale Form der Inkarnation: die Einfleischung des
durch das Kollektiv erworbenen Wissens und Verhaltens in
Erbinformationen und
ihre Weitervermittlung im „Genpool“, im genetischen
Code, der fortwährend durch
Neuaufnahme von Allelen oder Neukombination ganzer Chromosomen
rekombiniert
wird. Es ist quasi eine Epochenschwelle in der Entstehung des Geistes,
wo
sowohl die Form des Körperlichen als auch sein
Verhaltensrepertoire schon dem
Nachwuchs in die Krippe gelegt wird. Der Geist wächst in
dieser natürlichen
Zucht quasi aus dem Verhalten der Lebewesen heraus. Der Geist entsteht
im
Wechselspiel der Lebewesen im gemeinsamen Arbeiten für das
eigene Überleben in
der potenziell immer bedrohlichen Umwelt. Der Geist ist eine Arbeit der
Selbsterhaltung
im Überlebenskampf. Der Geist ist eine Arbeit des Fleisches.
Er ist noch kein
Selbstbewußtsein, sondern das hochkomplexe System einer Logik
der Anpassung an
die Umwelt und Reproduktion und Modulation des genetischen Erbes in der
Mehrung.
Schon
bevor überhaupt Sprache entstand, hat es über
Millionen von Jahren Vorformen der Kommunikation gegeben. Unsere
Religionen und
Kulturen sind extrem späte Ausuferungen des Geistes, der
eigentlich schon von
der Klugheit der Amöbe an das Leben prägte. Hier
könnte man handelseinig werden
mit Genesis 1,2, woרוַּח אֱלֹהִים (ruach
elohim) als Geist Gottes über
dem Wasser schwebt und so die ersten Geschöpfe durchdringt als
Atemwind,
präziser: als Prinzip des Austauschs zwischen Zelle und
Umgebung, sei es als Sauerstoffzufuhr
oder Nahrungsaufnahme und –abgabe. So bläst der
Töpfergott Adam das Leben ein
als Mund-zu-Mund-Austausch. So darf man auch Joh 1 verstehen, wo im
Anfang der
Logos war, anspielend auf Gen 1. Zunächst ist der Geist also
eine
makromolekulare Struktur, die ein Eigenleben zu führen beginnt
und dabei zu
einer Zelle mutiert, zum Protozon. Jeder Mensch ist von Milliarden
solcher
Einzeller bevölkert und durchdrungen und kann von ihnen
gefördert oder
vernichtet werden.
Dabei
ist die Frage, ob erst der Geist war und dann makromolekulare
Strukturen und aus beider Zusammentreffen Amöben entstanden,
so theologisch und
deshalb unerheblich wie die kuriose Diskussion um das im Genfer CERN
verifizierte Higgsboson, welches zum Zusammenschluß der
Quarks zu Materie
verhilft und so quasi der Materieklebstoff des Urknalls war und deshalb
der
Kern „göttlicher
Schöpfungskraft“. Die Kosmogenese läuft
jedenfalls ebenso
evolutiv nach astrophysikalisch erkennbaren Gesetzen ab wie die Genese
des
Lebens. Dabei gibt es in der Evolution des Lebens die traurige
Tatsache, daß
die eine Tierart Nahrungsquelle einer stärkeren ist und ihr
Leben oft sehr
schnell durch ein anderes Tier beendet wird, was sich davon
ernährt. Hier ist
ein hochkomplexes ökologisches Gleichgewicht entstanden von
Fortpflanzung einer
Population in einem bestimmten Raum und der Vernichtung durch fressende
Tiere
anderer Arten. Es findet ein ständiger Kampf ums Dasein statt.
Die Menschheit
hat es durch technische Hilfsmittel geschafft, von stärkeren
Lebenwesen normalerweise
nicht gefressen zu werden.
Die
kollektive Anpassung an die Umweltbedingungen
basieren dabei auf genetischen Instinktmomenten und Erziehung, also dem
genetisch aus Gattungslernen gespeicherten “Wissen”
und unmittelbarem Lernen im
Leben. Beides kombiniert fließt dann wieder in die genetische
Weitergabe durch
Chromosomen in Ei und Sperma ein. Dem individuellen Lernen des
Einzeltieres
geht zunächst die über Jahrmillionen entwickelte
Lerngeschichte des Lebens
überhaupt von der Amöbe bis zur jeweiligen Gattung
voraus und kulminiert in der
DNA beider Elternteile. Diese Informationen geben den Bauplan des
Fötus in
seiner uterinalen Entwicklung und bilden das Ergebnis des
Gattungslernens ab
und aus.
Das
individuelle Lernen beginnt bereits im Mutterleib.
Föten hören und reagieren auf Geräusche von
Mutter in Umgebung, bekommen in
ihrem Blut Stresshormone mit und lernen sie zuordnen zu Verhalten der
Mutter.
Säuglinge einer schwedisch-amerikanischen Studie hatten im
Mutterleib
„gelernt“, zwischen den beruhigenden
Klängen der Muttersprache und den
aufregenden Klängen einer Fremdsprache zu unterscheiden.[3] Eine Studie aus Padua zeigt,
daß Babys bereits
im Mutterleib durch die Muttersprache geprägt werden.
Neugeborene, die zuletzt
ihre Muttersprache hören, weisen spezifische
EEG-Veränderungen auf, wenn sie
aber “Fremdsprachen” hören, passiert dies
nicht. Im Mutterleib entstehen also
bereits bestimmte Anlagen für die sprachliche Entwicklung.[4]
Bezüglich
eines theologisch behaupteten Gegensatzes von
Geist und Materie nach dem Vorbild der iranischen Menok-Getik-Diastase
muß
deshalb festgestellt werden, daß Geist weder über
der Materie schwebt noch vor
ihr war, sondern das Entwicklungsprinzip der Leben lernenden Materie
selbst ist
und so nichts anderes als lernende Materie, die sich in einem Millionen
Jahre
andauernden Prozeß zu immer neuen Lebensformen
diversifiziert. Dieser
Lernprozeß der selbstorganisierenden Materie, dieses Lernen
des Fleisches, ist
eine Selbstentwicklung des Fleisches zu einem immer komplexeren Grad,
der
schließlich in Bewußtsein mündet, in
Sprechen und all seine Vorstufen, die sich
im Fötus wiederholen, was quasi die Gattungsgeschichte in
einer Art Zeitraffer
repliziert. Schon bevor der Fötus durch den Tunnel der Vagina
in die Welt
geworfen wird, erlebt er die Mutter als Urmeer und Kosmos und wird dann
quasi
„an Land gespült“.
Das
Johannesevangelium 1.14 sagt: Καὶ
ὁ λόγος
σὰρξ
ἐγένετο
καὶ
ἐσκήνωσεν
ἐν ἡμῖν͵ also: Und
die Vernunft wurde Fleisch und wohnte in uns. Damit ist dann
Jesus gemeint, aber der Beginn des Evangeliums argumentiert
kosmologisch: Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ
λόγος͵
καὶ ὁ
λόγος ἦν
πρὸς τὸν
θεόν͵ καὶ
θεὸς ἦν ὁ
λόγος.
1.2 οὗτος ἦν
ἐν ἀρχῇ πρὸς
τὸν θεόν. 1.3
πάντα δι΄
αὐτοῦ
ἐγένετο͵
καὶ χωρὶς
αὐτοῦ
ἐγένετο
οὐδὲ ἕν. ὃ
γέγονεν 1.4
ἐν αὐτῷ ζωὴ ἦν͵
καὶ ἡ ζωὴ ἦν τὸ
φῶς τῶν
ἀνθρώπων·
Anfangs war Vernunft, sie ist Gott, alles ist durch sie gemacht und
ohne sie
gibt es nichts. In ihr war das Leben und Leben war das Licht der
Menschen.
Diese
Vorstellung von Gott als Gründung von Leben
durch die Fähigkeit des Lernens läßt sich
durchaus transformieren in die
Evolutionstheorie. Das Verhalten des Lernens ist die Basis der
Entwicklung des
Lebens. Logos als Vernunft und Logik ist genau das, was die Arbeit
lebendiger
Zellen ausmacht. Wie schnell sich etwa Coronaviren an neue Impfstoffe
anpassen
konnten, wie schnell überhaupt Viren gegen Antibiotika
resistent werden,
demonstriert für uns Menschen leidvoll die in ihnen waltende
ihrem Überleben
als Gattung dienende praktische Vernunft. Ihr Ziel ist Selbst- und
Art-Erhaltung durch Optimierung der Anpassung an die jeweiligen
Umweltgegebenheiten. Für unsere traditionelle
Gottesvorstellung, die wir nach
dem jüdischen Bilderverbot uns gar nicht machen sollten,
bedeutet dies allerdings
einen Schock. Gott ist keine Person, mit der ich sprechen kann, der
Gebete
erhört und menschliche Wünsche erfüllt. Er
ist der lernende Geist in den Lebewesen, die allmählich zu
immer mehr
Bewußtsein und Wissen um die beste Art des
Überlebens angesichts der Gefahren
kommen, die ihnen ständig drohen.
Die Menschen
der Industrieländer sind mit ihren
technischen Problemlösungen dabei zu einer Bedrohung der
gesamten Menschheit
und Tierheit geworden. Sie haben sich der Natur angepaßt,
indem sie diese kurzsichtig
ausgebeutet haben und auf längere Sicht ihre eigene Zukunft
verbockt haben. Es
sieht düster aus mit der Zukunft der Erdwelt. Diese Finsternis
spricht auch der
Prolog des Johannesevangeliums an in einer Antike, in der die
gegenseitige
Vernichtung der Menschen zwar so grauenvoll war wie heute, aber die
Umwelt noch
nicht in einem irreversiblen Ausmaß mit in den Abgrund
gerissen hat.
Das
Gegenmodell gegen diesen fatalen Irrtum der
menschlichen Selbstentfaltung auf Kosten der Mitgeschöpfe ist
für Johannes der
gute Hirte Jesus, der die Mühseligen und Beladenen, die Armen
und
gesellschaftlich Ausgegrenzten zur Geltung kommen
läßt und das Prinzip der liebevollen
Solidarität als die
zielführende Form des Zusammenlebens lebt und predigt.
Universalisierter
Narzißmus bedeutet, daß das, was ich mir
für mich wünsche, ich auch allen
anderen zugestehe und dafür sorge, daß auch sie dazu
die Möglichkeit bekommen.
Diese Linie führt vom Doppelgebot Jesu, den Nächsten
so zu lieben wie sich
selbst, bis zu Kants kategorischem Imperativ. Altruismus, wo sich
jemand opfert
für die Sippe, ein Kollektiv, einen Clan, dient letztlich der
Gesamtfitness und
dem besseren Überleben dieser Gruppe.
Die
Verklärung von Jesu Kreuzigung als Übernahme der
Sünden der ganzen Menschheit ist Beispiel eines solchen
Altruismus, den man
reihenweise auch bei Selbstmordattentätern findet, abgemildert
bei
Nazisoldaten, die für den Führer mordeten und
starben. Selbst hier gilt: nicht
das stärkste Tier hat die besten Überlebenschancen,
sondern das am besten
vernetzte Tier, etwa der Offizier, der die Truppe ins
Himmelfahrtkommando
schickt. Die Gesamtfitness in der
Biologie ist die Summe aus direkter und indirekter Fitness.
Nicht also nur
Kraft, sondern auch Vernetzung, sozialer Zusammenhalt sichern
Überleben und
sind deshalb beide Ziel und zugleich Mittel der Evolution. Und deshalb
gibt es
Herdentiere wie Bienen, Ameisen und Menschen, bei denen die
größte Macht nicht
in ihren Muskeln oder Chromosomen liegt, sondern in ihrer sozialen Kompetenz. Die biologische
Struktur hat die Tiere so
geformt, daß sie einander benötigen zum
Überleben. Sie haben Triebe, die sie
zueinander streben lassen. Der mächtigste ist der Sexualtrieb,
der letztlich
der Mehrung und Reproduktion der Gattung dient, aber auch ohne diese
Funktion
eine nicht zu unterschätzende Freude bereitet.
Die Liebe in
all ihren erweiterten Gestaltungen bis hin zum
seelsorgerlichen Gespräch
der Atheistinnen ist so lebenswichtig wie das Essen. Dies gilt
für Tiere genau
wie für Menschen. Im Schöpfungsbericht Gen 2,24
steht: “Darum wird ein Mann
seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und
sie
werden sein ein Fleisch.” Die tiefe Wahrheit der Liebe ist,
daß nur durch diese
Vereinigung zweier biologischer Körper die Fortpflanzung der
Gattung möglich
wird. Sie ist für das Überleben konstitutiv. Sie sind
Fleisch wie eine Amöbe
oder ein Schwein. Sie sind nichts besseres oder höheres als
die anderen Tiere.
Wir alle sind Tiere. Diese Demut und Befreiung bildet den
verheißungsvollen
Auftakt der Bibel.
Der Auftrag,
sich die Erde untertan zu machen, also
das Niedertrampeln (kabash) der Mitgeschöpfe Gen 1,28 (וּמִלְאוּ
אֶת־הָאָרֶץ וְכִבְשֻׁהָ) entspricht dem brutalen
Gehabe des stärksten Tieres der Evolution und hat zu den
ökologischen
Katastrophen geführt, deren Mehrung wir heute mit
gekünsteltem Entsetzen
verfolgen. Die Spuren eines vegetarischen Lebens am Anfang Gen 1,29f,
wo alle
Wesen vom Kraut essen und leben sollen, ist gegenüber dem Vers
davor immer
bravourös unterschlagen worden in der Theologie.
Der Geist der
Evolution arbeitet mit alternden Tieren
und ihren Lebensspannen. Das Gefressenwerden mit einer berauschenden
Endorphin-Ausschüttung im Moment des Sterbens ist eine
traurige und für das
ökologische System insgesamt gesehen notwendige Form des
Lebensendes.
Verhungern oder im Waldbrand sterben sind fast schrecklicher. Der Tod
von
Elefanten auf ihren Friedhöfen als Ende fast unbesiegbarer
Tiere oder der Tod
von Walen an Stränden sind fast wünschenswerte
Sterbeformen, alt und lebenssatt
wie Hiob.
Gott in der
Schöpfung ist kein Geist reiner Liebe,
sondern eher janusgesichtig im Pakt mit dem Teufel,
läßt sehr mitleidslos Tiere
und Menschen über die Klinge springen. Man muß ihn
fürchten und kann ihn nicht
lieben. Diese Gottesfurcht durchzieht das Alte Testament. Die Gebote
Jahwes
wollen wenigstens gute Bedingungen für das Überleben
der Menschen Israels
schaffen, aber garantieren keinen Schalom und dauerhafte Verschonung
von
Kriegen im allgegenwärtigen Kampf ums Dasein. Gott ist so
grausam wie eben die
Evolution immer sein und bleiben wird. Deshalb unterschied die Gnosis,
besonders Marcion, zwischen dem Schöpfer der Materie, dem
Demiurgen, und dem
Licht-Gott in uns. Nachdem die Menschheit die Natur
vollständig unterworfen
hat, um sich ein optimales Dasein im Kollektiv zu sichern, wird sie
nunmehr
verstärkt von den Folgen des hausgemachten Klimawandels
heimgesucht. Die
Sehnsucht nach einer Welt ohne Grausamkeit ist aussichtslos. Allein die
Schlachthäuser für unsere Leckerbissen sind eine
Schande der Menschheit. Auf
diesem Boden entfalten wir trotzig und trotz alledem unsere
Träume von
Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit und Frieden und auch
das ist eine Form
des vorderhand grausamen Geistes Gottes, die sich mit Hilfe von
Religionen und
Wissensentwicklung aus der Angst vor dem stärksten Tier und
seiner
Vernichtungskraft entwickelt hat. Das menschliche Bewußtsein
hat aus dem Kampf
ums Überleben zugleich Ideen und Techniken seiner
gemeinschaftlichen
Organisation entfesselt, die früh bereits monarchische
Sozialstrukturen als
ineffizient kritisiert haben, weil dabei immer die Schwächsten
leiden müssen.
Auf dem globalisierten Weg zu einer Welt-Innen-Gesellschaft versucht
die
Menschheit momentan, Bedingungen für eine globale
Gerechtigkeit auszuhandeln
und umzusetzen. Wenn man Gesamtfitness der Evolutionstheorie als die
Kombination von Stärke und sozialer Vernetzung versteht,
gehört die Entwicklung
von Gerechtigkeit und Frieden zur Optimierung der Menschheit im Kampf
um ihr
Überleben auf diesem Planeten. Der lernende Heilige Geist
Gottes arbeitet in
diesen politischen Gefilden an einer für alle lebenswerten
Weltordnung. Auch
Kirchen können dabei mitwirken und eine Lobby des Friedens
bilden. Sie
vertrauen aber lieber den Waffen.
Und es ist
das Brot, was Jesus teilt, nicht der
gebratene Leib des Urstieres, der im Mithraskult das Festmahl bildet
und von
dem Paulus 1 Kor 11,23-26 die blutige Eucharistie abgeleitet hat nach
seiner
heimatlichen Tradition aus Tarsus.[5] Durch persische Magier kam
im Parther-Reich
der Mithraskult vom Iran nach Westen. Am Nemrud Dagh wird Mithra mit
Zeus
verehrt.[6] Antiochos I. Theos (80-32
v.Chr.) mit Mithras
im Handschlag erscheinen dort auf zwei Skulpturen, wo Mithras eine
phrygische
Mütze voller Sterne trägt. Der Mithrasglaube breitete
sich durch asiatische
Kaufleute und parthische Soldaten von Persien über Pontos,
Kappadozien,
Armenien und Kommagene bis ins gesamte imperium romanum aus. Um Astrologie bereichert
wird er zum
Mysterien-Kult.[7] Getragen wird die Bewegung
anfangs von
aramäisierten Magiern Mesopotamiens.[8]
Um 70 v.Chr.
kam der Mithraskult auf, der
zunächst in unterirdischen Höhlen gefeiert wurde. In
Doliche im südlichen
Kommagene 50 km nordwestlich von Zeugma fand man 1997 das erste
Mithräum im
kleinasiatischen Raum. 1998
wurde ein
weiteres Mithräum mit direkten Zugang zur ersten
Höhle entdeckt. Sie ist mit 40
x 15 m größer als die Nachbar-Höhle. Der
Gesamtkomplex ist eines der größten
Mithräen. Im durch eine tabula ansata abgeteilten Kultraum (20
x 8 m) befinden
sich zahlreiche Nischen, an der Stirnwand findet sich rechts versetzt
das zwei
Meter hohe in den Fels gemeißelte Miθras-Relief. Es
zeigt den Stier mit nach
oben gestrecktem Kopf, zwei Perser mit Fackeln vor und hinter dem
Stier, die
Dadaphoren Cautes und Cautopates als Kampfgenossen Miθras und
Heliodrome,
Skorpion am Sack, Schlange, Hund und Mischkrug, Sol und Luna am
Himmelsgewölbe,
keine Tierkreiszeichen, keine Astrologie, kein Löwe. Sollte
die Astrologie in
früher Zeit noch gar nicht ausgeprägt sein, oder sind
die Sterne nur
verwittert? - Miθras wurde von Christen
weggemeißelt, die in der ersten Höhle
Miθras Kopf durch ein Kreuz ersetzt hatten.[9]
Das
Stieropfer der Perser war ein brutaler Akt.
Vielleicht ursprünglich aus der Büffeljagd mit dem
Speer entstanden, später mit
dem Lasso gefangen und dann in einem Opferritual unter Drogenkonsum
(Haoma,
indisch Soma, könnte Haschisch gewesen sein) von den arischen
Kriegern abgeschlachtet,
übte Zarathustra harte Kritik an dieser Praxis mit der
“Klage des Stiers”.[10] Noch der spanische
Stierkampf ist Relikt aus
dieser Tradition. Der Urstier-Mythos spiegelt dies Büffeljagd:
Aus ihm wird die
gesamte Welt erschaffen und seine Einzelteile werden komplett
wirtschaftlich
verwertet zum Leben. Stieropfer ist ein Schöpfungsakt im alten
Iran, noch lange
bevor es mit Mithra verknüpft wurde.
Tarsus liegt
266 km westlich von Doliche und
dürfte zu Pauli Jugendzeit bereits hinreichend von parthischen
Soldaten und
Kaufleuten bevölkert gewesen sein, die auch dort bereits den
Mithraskult
etabliert haben. Die philosophische Schule von Tarsus,
beeinflußt von der Stoa
und Hipparchos, überhöhte den altiranischen Haomakult
mit dem Stieropfer durch
die berauschten Krieger: Das Frühjahrsäquinoktiums um
4000 v. Chr. lag im
Sternbild Stier. In astrologischer Hinsicht ist eine
Stiertötung Symbol der
"Tötung" des Stierzeitalters durch die Weiterbewegung der
Weltenachse
- mit dem Stoß des Dolches in den Hals des heiligen Stieres
wird Mithras zum
wahren Kosmokrator, ist seine Handlung das Zeichen für den
Beginn eines neuen
Weltalters. Eine Idee, die der stoischen Vorstellung von
wiederkehrenden
vernichtenden Weltbränden nahe kam. So ist der Skorpion auf
den Reliefs Symbol
des Herbstäquinoktiums. Der Mythos wurde astrologisiert.
Das
Taurobolium war ein Schlachtplatz für den Stier, wo
dieser auf einem hölzernen Gitterrost getötet wurde
und sein Blut auf die
Novizen in die Blut-Grube tropfte als reinigende Bluttaufe.[11] Prudentius beschreibt das
Stieropfer im Liber
Peristephanon: "Durch die tausend
Ritzen des Holzes rinnt der blutige Tau in die Grube. Der Geweihte
bietet sein
Haupt all den blutigen Tropfen dar, er setzt seine Kleider und seinen
ganzen
Körper aus, die sie besudeln. Er beugt sich
rücklings, damit sie seine Wangen,
seine Ohren, seine Lippen, seine Nase treffen; er benetzt seine Augen
mit dem
Nass, ja er schont nicht einmal seinen Gaumen, sondern fängt
das schwarze Blut
mit der Zunge auf und trinkt es gierig."[12]
Die
Kraftpartizipation im Taurobolium, wo vom
durchlöcherten Bretterboden, auf dem der Stier starb, sein
Blut in die fossa
sanguinis, die Blutgrube, auf die dort unten Versammelten tropfte,
verhieß den
Kriegern Unsterblichkeit, Lebenskraft, kurz: Aməretāt, eine der sechs
Aməša Spənta
Zaraθuštras. Nach dieser Blutorgie wurden die so
mit Unsterblichkeit Geweihten
feierlich in die Gemeinschaft aufgenommen. So ist das mithrische
Stiermahl
Reinigung und Kraftverleih ewigen Lebens. Die paulinische Theorie des
Sündenwaschens durch Blut stammt aus dieser Tradition der
taurobolischen
Bluttaufe aus Tarsus.
Im Judentum
gehört das Blut als Saft des Lebens immer
einzig Jahwe und wird entsprechend vom Opferaltar in die Erde geleitet.
Im 2.
Jh. wurden die mithrizistischen Adepten reicher, vornehmer und
bequemer. Sie
ließen das Blut in einer Schale auffangen und diese dann
feierlich überreichen
zur anschließenden Bluttaufe.[13]
Blut ist
immer auch Lebenskraft. Im Mithräum lagen die
Anwesenden auf gepolsterten steinernen Liegebänken entlang den
Seitenwänden, um
so ihr Kultmahl einzunehmen, bedient von niederen Initianden mit Raben-
und
Löwenmasken. Zur heiligen Mahlfeier sprach der Pater die
segnenden Worte: »Die
Männer hast du gerettet durch Vergießen
des ewigen Blutes.«[14] Das Blut des ewigen Urstiers
macht die
Offiziere unsterblich.
Diese
Funktion hat präzise auch das paulinische
Abendmahl. Von Jesus stammt bestenfalls das erklärende
Verteilen an die Gäste
im Rahmen des Pessachmahls, wo das ungesäuerte Mazze-Brot und
vier Gläser
Amarone-Wein den Exodus und die Treue Jahwes feiernd
vergegenwärtigen und ein
Lammbraten (Mk 14,12ff; Mt 26,17ff; Lk 22,7ff) an das Blut erinnert,
mit dem
beim Exodus Türpfosten bestrichen wurden fürs
Verschontwerden der Erstgeborenen
vor dem Todesengel. Eine Übertragung dieses Pfostenbluts auf
Jesu Blut ist hier
nicht ersichtlich. Der Wein feiert nur die Befreiung durch Jahwe und
hat
keinerlei Vergebungswirkung. Pessach und Seder haben außer
Brot und Wein keine
der Eucharistie entsprechende Funktion. Daß Eucharistie auf
das Pessachmahl
zurückgeht, ist also wenig plausibel, weil dessen wesentliche
Elemente gar
nicht genannt wurden.
Neuer Vertrag
(1Kor 11,25; Mk 14,24; Lk
22,20 διαθήκη), ewiges
Leben und
Vergebung sind in dieser Verbindung ausschließlich im
Mitras-Ritual beheimatet.
Der altiranische Miθra ist geradezu der Inbegriff des
Vertrages. Bezeichnenderweise
heißt miθra auch Bund, Übereinkunft,
Versprechen, Vertrag, so daß, wer Verträge
und Versprochenes bricht, Miθras betrügt, ihn
beleidigt, ergrimmt und als
avi-miθriš, Miθras-Feind
(Yašt 10,20f), seine Strafe und Rache auf sich zieht,
die in Gestalt physischer Vernichtung, Kampfbehinderung und
Mißerfolgen aller
Art folgt.[15] Eine jüdische
Konnotation von Bund und
Blut-Trinken gibt es nicht. Zwar bespritzt Ex 24,8b[16] Mose das Volk mit Opferblut,
um den Jahwe-Bund
(דַֽם־הַבְּרִית
dam
haberith = Blut des
Bundes) zu besiegeln und bei allen Verträgen wurde gern
gegessen, aber nie Blut
getrunken.
Auch im
Attis-Kybele-Kult gab es Taurobolium-Riten. Kybele
ist die hethitische Kubaba, die Diodor mit Attis in Verbindung bringt:
»Apollo habe in der Grotte des
Dionysos
Zitter und Flöten gespielt und Kybele geliebt und sie seien
bis nach Hyperborea
herumgezogen. In Phrygien habe eine hartnäckige Krankheit
Menschen und Erde
unfruchtbar gemacht, die haben
unglücklich Gott befragt über die Befreiung von dem
Übel. Er habe ihnen
befohlen, den Leib des Attis zu begraben und Kybele als Göttin
zu verehren."[17] In den Dionysos-Mysterien
wurde der Mythos
erzählt, dass der junge Dionysos von den Titanen zerrissen und
verspeist wurde.
Manche AnhängerInnen feierten dies rituell, indem sie rohe
Fleischstücke wilder
Tiere aßen, die den zerrissenen Gott symbolisierten.
Später wurde diese Praxis
in eine weniger brutale Form umgewandelt: Der Wein wurde als
„Blut“ des
Dionysos betrachtet. Mahlgemeinschaften gab es auch im Isis-Osiris-Kult
Ägyptens. Überall geht es um Extase, Fruchtbarkeit,
Tod eines Gottes und seine
Auferstehung im Frühling. Das gemeinsame Verzehren einer
Gottheit erfreute sich
großer Beliebtheit.[18]
it steifem Penis auf antiken Vasen zeigen, wie sehr
es bei
diesen Festen auch um die immissio membris ging. Die penisartigen
Thyrsoi der
enthemmten Mänaden konnten dabei zur Stimulation der
Mannsbilder an ihren
Gliedern genutzt werden. Jedenfalls dürfte bei solchen
Festmahlen mit Tanz und
sexuellen Extasen oft Blut geflossen sein. Für griechische
Gemeinden kann man
die dionysischen Feste als vertraute Gepflogenheiten voraussetzen,
ebenfalls
für Kleinasien, was hellenistisch durchwaltet war. Die Freude
am Abfeiern,
Volltanken und ungehemmter Erotik ist allerdings für Paulus
eine gewisse
Herausforderung gewesen. Kommt von solchen Festakten
möglicherweise die
Glossolalie, als Geistbesitz?[19] Und war Geistbesitz in
dieser Kultur eine
durch Enthemmung freigesetzte Bewußtseinserweiterung?
Etwa 2,5% der
Bevölkerung war in Mithräen Mitglied, in
Kleinasien gab es aber kaum welche. Tarsus war also eine Ausnahme. Im
Gegensatz
zu den frohen Weisen der Kybele ist im Kriegerkult des Mithra kein
sexuelles
Moment vorhanden, sondern nur das zum Schöpfungsakt
überhöhte Stieropfer des
alten arischen Haoma-Ritus. Daran konnte Paulus, der alte Saulus und
wütende
Christenverfolger, viel leichter anknüpfen als an die
Lebensfreude der
Göttinnen. Zur Kriegerideologie gehört die
Konfrontation mit dem Töten und
Sterben im Kampf und damit die Frage, wofür sterbe ich und was
bleibt danach? Damit
wird die Vorstellung nachgerade kriegsertüchtigend,
daß ich ein ewiges Leben
bekomme und damit unbesiegbar oder genauer: unvernichtbar bin, wenn ich
getötet
werde. Die mithrischen Aufstiegsrituale zu einem ewigen Leben bewirken
den
Todesmut, mit dem dann die römischen Legionäre in die
Schlachten ziehen oder
die Grenzen sichern. Sie werden zur unmittelbaren Produktivkraft in der
militärischen Durchschlagskraft.
Daß
Blut von Sünden reinigt und ewige Lebenskraft
verleiht, bleibt aber doch eine mithrische Besonderheit,
sodaß doch naheliegt,
daß Paulus bei der Rezitation der angeblich jesuanischen
Abendmahlsworte die
Theologie der persischen Magoi von der Urstieropferung als
Weltschöpfungsakt
und Verleihung ewigen Lebens durch das heilige Blut wie eine Art
mythisches
Grundrauschen hat einfließen lassen. Paulus redet viel von
Bund (1Kor,11,25;
2Kor3,6.14; Gal 3,15.17; 4,24; Eph 2,12). Auch hier dürfte
Mithra als Inbegriff
des Vertrages Pate stehen. Vermutlich kommt von ihm die Erweiterung der
“Einsetzungsworte” durch “Dieser
Kelch
ist der neue Bund in meinem Blut”. Mk 14,24 (Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das
für viele vergossen wird.)
bietet eine weitere Variante, in der der früheste
Deutungsversuch neben der
Übernahme des Bundes-Gedankens erkennbar bleibt: für
viele vergossen.[20] Lk 22,19 (Dieser
Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen
wird.)
basiert auf einer Tradition der Einsetzungsworte, wo von
Sühnopfer keine Rede
war, übernimmt aber wie Markus vor ihm den paulinischen
Bundesgedanken.
Wir sehen, es
gab diverse Traditionen und wie immer
wurde fleißig draufgesattelt mit Bund, Sühnopfer und
der Identifikation der
Mahlspeisen mit Jesus und seinem Blut. Ursprünglich haben die
Jünger in Galiläa
wohl einfach nur ihre gewohnten Mahlzeiten fortgesetzt, die
früher Jesus mit
Brotbrechen und Dankgebet eröffnet hatte wie bei uns der Pater
familias das
Tischgebet sprach. Aus der Erinnerung an Jesus wird dann zunehmend
dessen
Repräsentation als im gemeinsamen Essen nach wie vor
Gegenwärtiger, ja in der
Speise selbst gegenwärtiger Anführer. Es erfolgt eine
Verschiebung des
fehlenden Meisters auf die einst von ihm gesegneten Brote und den Wein.
Der
Mittler wird durch das Mittel substituiert, durch Nahrungsmittel,
welche selbst
zum neuen Mittler werden.
Es erfolgt eine Metonymie, die Gabe wird zum Geber selbst. Das ist eine melancholische Verinnerlichung des Verstorbenen als Trauerarbeit. So kann der Meister bei ihnen bleiben und sein Tod war wie sein Leben: für sie, die Jünger, die Feiglinge, die Geflüchteten, die von den Soldaten Verschonten. Ihr Schuldgefühl konvertiert in den Gedanken, daß Jesus für sie gestorben sei, um sie vor dem Terror der Machthaber zu verschonen. Damit fehlt nur noch der von Paulus eingebrachte Bundesgedanke, daß Gott durch Jesu Tod mit den Christen einen neuen Lebensvertrag abschließt, nach dem nun alle, die glauben, seine geliebten Kinder sein dürfen. Indem sie den Leib Christi und sein Blut verzehren, werden sie selbst sein neuer Leib und vergießen als Märtyrer ihr Blut für ihn. Dies ist die zweite Metonymie:
Jesus => Brot & Wein
Mahlgemeinde => Jesus
Die doppelte Transsubstantation wird durch
Glöckchenklingeln in der
Eucharistie indiziert und begleitet. Als letztes mischt sich die
Hoffnung auf
die Wiederkunft Christi im Reich Gottes als Messianismus der Urgemeinde
in
diese Metonymien der Trauer: “Amen,
ich
sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken
bis zu
dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes.”
(Mk 14,25)
Das Sakrament
vergegenwärtigt das Heilige. Aus Brot
wird Christi Leib, aus Wein Christi Blut. In der Kombination
muß Leib dem Blut
entsprechen und so kann Joh 6,51ff und Ignatius statt σωμα
von σάρξ sprechen.
Wir haben es bei der Transsubstantiation also nicht nur mit einer
Metonymie zu
tun, sondern mit einer zweiten Inkarnation Christi. Aus einem
Gewohnheitsessen
wird ein Erinnerungsmahl und aus diesem eine Einverleibung des
Fleisches und
Blutes des göttlichen Erlösers nach dem Vorbild der
allseits bekannten
Mysterienkulte. Die Brotwandlung in Fleisch Christi ist dabei eine
virtuelle
Inkarnation, denn biochemisch bleibt das Brot Brot. Durch die Worte bei
der
Austeilung (“Der Leib Christi”) und in der
katholischen “Wandlung” wird aber die
Hostie szenisch wie ein Fleischstück zelebriert und
verabreicht.
Schließlich
fügt Paulus der κατάβασις-Geburt Phil 2,6ff und der Wandlung des Essens in den Leib Christi eine dritte Inkarnation hinzu:
Durch das Essen des Leibes Christi wird die Gemeinde selbst zum neuen
Leib
Christi. In der Gemeinde ist Christus inkorporiert und lebt in ihr
weiter in
Gestalt des die Gemeinde bewegenden Trösters, des Heiligen
Geistes. In den
physischen Personen der Gemeinde aus Fleisch und Blut lebt Jesus
weiter. Eine
sehr tröstliche Idee. So ganz scheint dies aber nicht zu
klappen.
Die korinthischen Abendmahle offenbaren die Rücksichtslosigkeit der Reichen gegenüber den ärmeren Gemeindeglieder, cf 1 Kor 11,20-22. Hier erkennt man noch deutlich die Wurzeln der Mahlgemeinschaften in den Schlachtefesten des Hellenismus. Heute ist schon ein Spanferkel ein großer Luxus, aber einen kleinen Bullen zu schlachten können sich auch damals nur die Reichen leisten. Seine Kraft geht beim Verzehr dann ja ganz physisch in sie über wie in jedem Fressen eines Tieres das Beutetier seine Kraft in das Raubtier abgeben muß. Man darf als soziale Situation dieser Mysterienkulte höhere Schichten der Klassengesellschaft vermuten, allerdings sind teilweise auch Frauen und Kinder und ärmere Menschen zugelassen. Die Jesusbewegung war nie dort beheimatet, sondern durch ihre Wanderradikalität und Nähe zu Essenern und anderen Täufergemeinschaften bestimmt. Die Mahlgemeinschaften der “Christen” im Missionsgebiet des Paulus imitieren die der Mysterienkulte ringsum. Das macht sie vielleicht hoffähiger durch eine größere Kompatibilität. Es ist ein kultischer Anpassungsakt, den Paulus in seiner Mission versucht. Dabei versucht er, jede sexuelle Komponente der Mutterkulte zu eskamotieren. Er nutzt aber die Geheimniskrämerei der Kulte, um das Evangelium ebenso als Geheimnis anzupreisen: Er ist “Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse”.[21] Als solches teilt er die Auferstehung und baldige Parusie Christi mit und sieht in Glossolalie göttliche Geheimnisse offenbart. Damit adaptiert er die Extasen der Mysterienkulte zu christlichem Geistbesitz. Er ist den Juden ein Jude und den Heiden ein Heide, indem er das Evangelium mit ihren Riten deckungsgleich und kompatibel macht. Es ist eine Art von Übersetzungsarbeit, Transformation einer Botschaft in den Verstehens-Rahmen der HörerInnen.
Heilige Formeln oder Gesten dienen der Erkennung der
Zugehörigkeit
zur Kultgemeinde. Wie in den Mysterienkulten die Weihe Unsterblichkeit
verleiht
und Taufen Wiedergeburten bedeuten, so alsbald auch in der christlichen
Gemeinde. Wie der Gott des Vegetations-Kultes im Herbst stirbt, so Christus
Karfreitag; die
Auferstehung ist in allen Kulten zu Ostern, wenn die Flora erwacht.
Die Kulte mit
Arkandisziplin trafen durch die
“Globalisierung” des Hellenismus immer
stärker aufeinander, Isis & Oriris
aus Ägypten, der syrische Adonis, der phrygische Attis
& Kybele-Kult und
schließlich Mithras. Es herrschte dabei eine synkretistische
Toleranz, die
Gottheiten der Liebe und des Todes wurden miteinander amalgamiert, da
ist es
auch kein großer Schritt, wenn in der Eucharistie Jesus und
der von Mithras
getötete Stier amalgamiert werden durch eine rituelle
Übernahme des zugleich
taufend entsündigenden Blutopfers in die christliche
Mahlgemeinde.
Mit
Solidarität und Teilen hat es schon in den
frühesten Gemeinden nicht geklappt. Aber die Idee von
Pfingsten als
urkommunistische Gütergemeinschaft, in Klöstern
versucht zu realisieren, ist
genau dieser Impuls der Gesamtfitness, die darauf abzielt, alle
Menschen gut
leben zu lassen in einer Herrlichkeit der Kinder Gottes. Inkarnation
bedeutet
da evolutionstheoretisch, daß der Geist Jesu als indirekte Fitness der
Solidarität und kirchlich verkündigter Erbinformation eines
liebevollen
Miteinander die Gattung Mensch einnimmt, sie begeistert und
umdenken läßt
zu einem weltweiten Schalom. Dieses Ziel der Evolution als
Erlösung von
direkter und struktureller Gewalt in unseren Unrechtsregimen
beschreiben Mythen
wie Phil 2,6ff als κατάβασις, Niedergang
Gottes
in den Körper Jesu, Einfleischung in ihn, um den Menschen als Mensch den Weg der liebevollen
Solidarität zu zeigen. Dabei
bildet die Befruchtung der Mutter Jesu durch einen Engel das mythische
Bindeglied zwischen Himmelswelt und irdischem Leben. Die Knechtsgestalt
Gottes
in dem gekreuzigten Jesus ist das Extrem der Hingabe für eine
solidarische
Welt. Genau so, als Knecht, kann die Liebe Gottes verstanden werden, so
lautet
die Zusatzinformation zur evolutionären Fitness, in der nicht
das stärkste Tier
das Rennen macht, sondern die sorgende Gemeinschaft, der Karneval der
Tiere,
die nur miteinander glücklich sein können. Der Weg
zur Herrlichkeit der Kinder
Gottes geht über das Dienen, das Für-andere-Dasein,
die Kraft der Knechte kann
die der Herren besiegen. Momentan sieht leider nichts danach aus,
daß daraus
noch etwas wird. Aber abwarten. Wer weiß, was die Dynamik der
Diktaturen im
Klimawandel noch freisetzt.
Für
den historischen Sieg des Christentums mit der
Konstantinischen Wende mag sogar der Mut der ChristInnen
maßgeblich gewesen
sein, in Zeiten der Pest Kranke zu pflegen und damit das Fortschreiten
der
Pandemie aufzuhalten.[22] Die Pest ab den Jahren 250,
in Äthiopien
ausgebrochen und bis 271 andauernd, wurde von Cyprian im Jahre 252
beschrieben
und später nach ihm benannt.[23] Manchmal starben allein in
Rom täglich bis zu
5000 Menschen, darunter die Kaiser Hostilian im Jahr 251 und Claudius
Gothicus
im Jahr 270. Cyprian schreibt, für den Christen sei der Tod
sogar vielfach ein
Erlöser, der ihn vor Schlimmerem bewahrt; durch seine
wohltätige Wirkung werden
alle guten Kräfte geweckt und gesteigert. Sterben in der
Pflege Pestkranker sei
ein Martyrium, was mit Christus vereint.[24] Durch diese
Leidensbereitschaft der Christen
haben sie ein so hohes Ansehen im römischen Reich erworben,
daß Konstantin ihre
Religion zur Staatsreligion erhob. Das zeigt, wie die altruistische
indirekte
Fitness der Evolution eine starke Entwicklungskraft der
europäischen Kultur
geworden ist und wie die direkte Fitness des stärksten Tieres
oder eines Donald
Trump langfristig von der indirekten überholt werden wird. Die
direkte Gewalt
solcher Typen, die nur durch die Dummheit einer von millionenschwerer
Propaganda verblendeten Wählerschaft erstarken
können, führt nur zur eigenen
wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Schwächung und einem
Niedergang, wo sie
nicht auch noch durch Kriege zur unmittelbaren Selbstvernichtung
gekrönt wird.
[1]
Eigen M., Selbstorganisation der Materie und die Evolution biologischer
Makromoleküle. Naturwissenschaften 58, 465–523
(1971); Monod, Jaques, Zufall
und Notwendigkeit. Philosophische Fragen der modernen Biologie,
München (Piper)
1971
[2] Charles Darwin,
Über die Entstehung der Arten
durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der
begünstigten Rassen im Kampfe
um's Dasein, dt. von Julius Victor Carus 1884 (On the origin of species
by
means of natural selection, or the preservation of favoured races in
the struggle
for life, London 1859, 18726)
[3]
Christine Moo et al., Language experienced in utero affects vowel
perception
after birth: a two-country study, Acta Pædiatrica 2013, 102,
156–160
[4]
Benedetta Mariani et al., Prenatal experience with language shapes the
brain,
Science Advances, Nov 2023
[5]
Lütge, Michael, Der Himmel als Heimat der Seele II.
Visionäre
Himmelfahrtspraktiken in Henocha, Hermetik, im Mithraskult, bei
Täufern und
Sethianern, Südwestdeutscher Verlag für
Hochschulschriften, Saarbrücken 2010, 603:
„In Tarsus zeigen Münzen das Bildnis des
Stiertöters zur Zeit von Gordianus III. (238-244),
der
auf seinem Feldzug gegen die Perser Tarsus durchzieht, was eine
Hochburg des
Mithraskults war.“ - Zum Hereintragen des gebratenen Stiers
ins Mithräum, dem
Transitus im Rahmen der Nymphios-Weihe cf aaO 611
[6]
Lütge 2010,600ff
[7]
Bidez, Joseph/ Cumont, Franz (François), Les Mages
hellénisés I & II.
Zoroastre, Ostanès et Hystaspe d'après la
tradition grecque, Paris (Les Belles
Lettres) 1938; Cumont 1910,174ff; Günter Haufe, Die Mysterien,
in:
Leipoldt/Grundmann I/1967,101-27, darin zu Mithras 119-22; Reinhold
Merkelbach,
Mithras, Königstein/Ts (Hain) 1984,43ff Hellenismus 75ff
Römerzeit; Roger Beck,
The Religion of the Mithras Cult in the Roman Empire Mysteries of the
Unconquered Sun, Oxford (Oxford University Press) 2006
[8]
Cumont, Franz (François), Textes et monuments
figurés relativs aux mystères de
Mithra publiés avec une introduction critique, Bruxelles
(H.Lamertin) Tome I:
Introduction,1899,8-10; Cumont, Die Mysterien des Mithra. Ein Beitrag
zur
Religionsgeschichte der römischen Kaiserzeit, hg.v. Georg
Gehrich, Leipzig
(Teubner) 1911,10ff; Widengren, Geo, Iranisch-semitische
Kulturbegegnung in parthischer
Zeit, Köln/ Opladen (Westdeutscher Verlag) 1960,51
[9]
Anke Schütte-Maischatz/ Engelbert Winter, Kultstätten
der Mithrasmysterien in
Doliche, in: Jörg Wagner (Hg), Gottkönige am Euphrat.
Neue Ausgrabungen und
Forschungen in Kommagene, Antike Welt - Zaberns Bildbände zur
Archäologie,
Mainz a. Rh. (von Zabern) 2000,93-99; Dies., Mithrasheiligtum in
Doliche, Welt
und Umwelt der Bibel 19.1 /2001,71; Schütte-Maischatz/Winter,
Doliche - Eine
kommagenische Stadt und ihre Götter. Mithras und Iupiter
Dolichenus, Bonn
(Habelt) 2004
[10]
Yasna 29,1: „Euch klagte die Seele
des
Stieres: Für wen habt ihr mich gebildet? Wer hat mich
gestaltet? Mich haben
Mordgrimm, Gewalttat, Blutdurst, Grausamkeit und rohe Kraft gebunden.
Ich habe
keinen anderen Wirt (Hirten)
als euch;
so verschafft mir gute Wartung (Weide).“ nach
Herman Lommel, Die Gathas des
Zarathustra, hg. v. Bernfried Schlerath, Basel/Stuttgart (Schwabe) 1971
[11]
Lütge aaO 620ff; Merkelbach, Reinhold, Mithras,
Königstein/Ts (Hain) 1984,145
zitiert aus dem Mithräum unter San Prisca: »et
nos servasti aeternali sanguine fuso.« Zur
Übertragung der Kraft des
Stieres durch sein Blut auf die Krieger cf Widengren, Geo, Die
Religionen
Irans, Die Religionen der Menschheit 14, Stuttgart (Kohlhammer)
1965,60-93;
Colpe, Zarathustra und der frühe Zoroastrismus, in: Asmussen,
Jes Peter/
Læssøe, Jørgen/ Colpe, Carsten,
Handbuch der Religionsgeschichte I, Göttingen (Vandenhoeck)
Bd.II 1972,319-57,320-24; Eliade, Mircea, Geschichte der
religiösen Ideen I:
Von der Steinzeit bis zu den Mysterien von Eleusis, Freiburg/Basel/Wien
(Herder) 1978,279-306; Herman Lommel, Mithra und das Stieropfer, in:
Paideuma
3/1949,207-18; Duthoy, Robert, The Taurobolium. Its Evolution and
Terminology,
Études préliminaires aux religions orientales
dans l'Empire romain (EPRO) 10,
Leiden (Brill) 1969,100-104 im 2.-4. Jh. wurde das Blut in einer Schale
(cernus) ähnlich unserer Taufschale aufgefangen.
[12]
Prudentius, Peristephanon X.1006-1050. Cumont, Franz
(François), Die
orientalischen Religionen im römischen Heidentum, hg.v. Georg
Gehrich, Leipzig/Berlin
(Teubner) 1910, 21914,79
[13]
Duthoy aaO 87ff, 101f: Im ersten Teil des Stieropfers wurde der Stier
getötet
und sein Blut in den cernus aufgefangen; im zweiten Teil wurden dieses
Gefäß
und sein Inhalt den Gläubigen übergeben. Es folgt ein
Reinigungsritual mit dem
Blut.
[14]
Maarten Jozef Vermaseren, in: RGG3 IV,1022. AaO
1021: „Das röm. Heer
und die Kaufleute sind die wichtigsten Verbreiter seines Kultes. M.
begegnet
vor allem am Rhein- und Donau- Limes, am Limes in Britannien, Syrien
und
Afrika. Bes. wichtig sind die Heiligtümer in Rom (S. Prisca),
Ostia, London,
Merida (Spanien), Heddernheim (Deutschland), Carnuntum bei Wien und
Sarmizegetusa in Rumänien.“
[15]
Lütge 2010,84-90, bes. 87; Lommel 1970,360-76,372; Nyberg,
Henrik Samuel, Die
Religionen des alten Iran. Mitteilungen der
vorderasiatisch-ägyptischen
Gesellschaft 43, dt.v.H.H. Schaeder, Leipzig (Teubner) 1938,55;
Yašt 10,20ff
[16]
Ex 24,8: Da nahm
Mose das Blut und
besprengte das Volk damit und sprach: Seht, das ist
das Blut des Bundes, den der HERR mit euch
geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte.
[17]
Diodor BH 3.59.6f; Benko , Stephen, The Virgin Goddess. Studies in the
Pagan
and Christian Roots of Mariology, Leiden (Brill) 1993,70f:
Cybele = hethitische Kubaba, cf
Vermaseren, Maarten Jozef, Cybele and Attis. The Myth and the Cult,
London
(Thames and Hudson) 1977,21-24
[18]
Lütge 2010, 296, 327ff, 339ff zur Orphik. Persische Magoi
unterhalten zur Zeit
Platons Verbindungen zum Dionysoskult und der Orphik. 594f
[19]
Lohse,
Eduard, Umwelt des Neuen Testaments, NTD-Ergänzungsband 1,
Göttingen3
1977,170
[20]
Conzelmann, Hans, Grundriß der Theologie des Neuen
Testaments, München3
(Kaiser) 1976,68,77,300f
[21]
1Kor 4,1 cf 1Kor 2,1-7; 13,2; 14,2: Denn
der mit Zungen redet, der redet nicht den Menschen, sondern Gott; denn
ihm hört
niemand zu, im Geist aber redet er die Geheimnisse. 15,51: Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir
werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden.
[22]
Kyle Harper, Fatum. Das Klima und der Untergang des Römischen
Reiches, C.H.
Beck Verlag, München 2020
[23]
De mortalitate 14: „Daß
jetzt beständiger
Durchfall die Körperkräfte verzehrt, daß
das tief im Inneren lodernde Feuer
immer weiter wütet und den wunden Schlund ergreift,
daß fortwährendes Erbrechen
die Eingeweide erschüttert, daß die Augen durch den
Blutandrang sich entzünden,
daß manchen die Füße oder irgendwelche
anderen Körperteile von zerstörender
Fäulnis ergriffen und abgefressen werden, daß
infolge der schweren Schädigung
des Körpers durch die eintretende Ermattung der Gang
gelähmt, das Gehör
abgestumpft oder die Sehkraft getrübt wird, all das dient nur
dazu, den Glauben
zu erweisen.“ Des heiligen Kirchenvaters Caecilius
Cyprianus sämtliche
Schriften aus dem Lateinischen übers. von Julius Baer.
(Bibliothek der
Kirchenväter, 1. Reihe, Band 34) München 1918,244
[24]
De mortalitate 15-17