2.
Die Haupttragelemente und deren Funktion
Dem
Dach ist eine besondere Bedeutung als Haupttragelement beizumessen. Es besteht
aus parallel angeordneten sowie senkrecht dazu verlaufenden Fachwerkbindern. Die
3.500 Tonnen schwere Stahlkonstruktion kommt ohne tragende Stützpfeiler aus.
Jeder einzelne Fachwerkbinder ist etwa 50m lang, 16m hoch und wiegt zwischen 45 und
65 Tonnen. Ein solcher Binder wiederum besteht aus 14 Einzelteilen, welche vor
Ort zusammengeschweißt wurden. Die Stahlkonstruktion des Schiebedaches ist mit
einem mit Teflon beschichteten Glasfasergewebe bespannt. Diese zweilagige, 560
Tonnen zum Eigengewicht beitragende Konstruktion bewirkt außerdem eine
verbesserte Schallisolierung.
Im Bild 2 sind ein Längs- und ein Querschnitt durch die Arena dargestellt. Man erkennt die fachwerkartige Dachkonstruktion mit dem Schiebedach. Die Tribünen bestehen aus 14 Segmenten, die durch Bewegungsfugen voneinander getrennt sind.
Bild 2: Längs- und Querschnitt
Bild 3 zeigt den Querschnitt, jetzt jedoch mit abgeschnittenem Dach. In dieser zweidimensionalen Ansicht ist eine statisch bestimmte Lagerung des Daches erkennbar. Das in sich statisch bestimmte Fachwerk ruht auf den jeweils gegenüberliegenden Tribünen, die nicht zug-/druckfest miteinander verbunden sind. Durch die Dachkonstruktion werden sowohl die ausschließlich vertikal wirkenden Lasten in Form von Schnee und Eigengewicht aufgenommen, als auch die Windlasten, die vertikale und horizontale Komponenten enthalten. werden können.
Bild 3:
Querschnitt mit
abgetrenntem Dach und äußeren Lasten
Der Lastfall „Wind bläst in
das geöffnete Dach“ entfällt. Dazu sind an den Rändern des Schiebedaches
Windabweiser angebracht, die ein Einblasen des Windes in das Arena-Innere
verhindern sollen.
Bild 4:
Windabweiser
Durch die in das Dach
eingetragenen Lasten werden in den Fachwerkstäben Druck- und Zugkräfte
hervorgerufen. Die an der Oberseite befindlichen Stäbe sowie die großen
senkrechten und kleinen diagonalen Stabelemente nehmen Druck auf (in der Grafik
rot dargestellt). Die Unterseite des Fachwerks wird hingegen ebenso auf Zug
beansprucht wie die großen Diagonalen und die kleinen senkrechten Stabelemente
(in der Grafik blau dargestellt). Die Kräfteverläufe sind in Bild 5 qualitativ
dargestellt.
Bild 5:
Kräfteverlauf im
Dachbinder
Die gesamte Dachkonstruktion
kann idealisiert als eine Scheibe dargestellt werden. Die Windlasten repräsentieren
hierbei die in der Scheibenebene angreifenden Kräfte. Die Scheibenwirkung wird
im Mittelteil des Daches durch die sich gegenseitig durchdringenden
Fachwerkbinder, in den Randbereichen durch die Verspannung der Binder durch
Zugseile (blau eingezeichnet) hergestellt. Dadurch werden die Horizontallasten
in die jeweiligen Windverbände (blau eingezeichnet) eingetragen. Von dort aus
werden sie in die Tribüne eingeleitet. Die an den Windverbänden ankommenden Kräfte
liegen in einer Größenordnung von bis zu 140 Tonnen Zugkraft.
Bild 6:
Dachaufsicht
Die Stahlkonstruktion des
Daches ist nur im mittleren Bereich aller vier umgebenden Seiten mittels der erwähnten
Windverbände fest mit der Tribüne verbunden.
Bild 7:
Windverband
Bild 8: Pendelstütze
Mit dem Ziel, die
Bewegungsmöglichkeiten des Daches nur bedingt einzuschränken, wurde dieses an
den meisten Knoten auf Pendelstützen mit Kugelgelenken gelagert. Hierdurch wird
eine horizontale Verschiebung von bis zu 40cm ermöglicht.
2.2.
Die Tribüne
Die Tribüne besteht,
mit Ausnahme der Südseite, aus Stahlbeton. Es wurden hierfür hauptsächlich
Beton-Fertigteile verwendet, insgesamt etwa 10.000 m3. Für die
Produktion der Fertigteile wurden spezielle Anforderungen hinsichtlich der
notwendigen Eigenfrequenz der Fertigteile vorgegeben, um Resonanz-Effekte durch
gleichmäßige Zuschauerbewegungen zu vermeiden.
Die durch die Dachkonstruktion
aufgenommenen Kräfte werden in den Tribünen-Oberrang übertragen. Von dort aus müssen sie in den Baugrund
abgeleitet werden. Hinzu kommen die äußeren Lasten in Form von Wind sowie die
Verkehrslasten durch Zuschauer. In Bild 9 sind diese Belastungen graphisch
dargestellt.
Die in den Bildern zu
erkennenden Lasten werden vor allem vertikal, aber zu einem geringeren Anteil
auch horizontal nach unten geführt. Der Kräfteverlauf ist anhand der
eingezeichneten Pfeile nachzuvollziehen.
Bild 9:
Tribünenquerschnitt
- Lasten aus Dach, Verkehr und Wind
Die 14 Tribünensegmente
der Arena ruhen auf 616 Betonpfählen. Diese verfügen über eine Länge von 10
bis 18m und einen Durchmesser von 0,8 bis zu 2m. Die Länge der Bohrpfähle
ergibt sich aus der Notwendigkeit, die Lasten durch die Waschberge in den tiefer
gelegenen, festen Mergel-Boden zu leiten.
Die aufgeschütteten Waschberge
bestehen vor allem aus Schieferton. Sie sind zur Lastaufnahme nicht geeignet.
Auch bei der Planung der Anschlüsse der Bohrpfähle an die Bodenplatten berücksichtigten
die Planer die Auswirkungen der durch den Bergbau verursachten Bodensenkungen.
Nur vier Pfähle pro Segment sind fest mit der darüber gelegenen Bodenplatte
verbunden. Die übrigen etwa 30 Pfähle sind als Gleitlager ausgebildet. Die
dementsprechend notwendigen Fugen zwischen den14 Tribünensegmenten betragen bis
zu 40cm. Die Arena ist somit ein in sich voll beweglicher Komplex.
Bild 10:
Bohrpfahlfeld
2.3.
Die Stahlfachwerkbrücke
Um die ca. 9.300 m2
große Betonwanne mit dem darauf befindlichen Spielfeld nach Spielende aus
dem Stadion schieben zu können, ist im Bereich der Südtribüne eine Brücke
konstruiert worden. Dieses 85 m überspannende Stahltragwerk liegt an beiden
Seiten auf dem Unterrang auf. Die Bewegungsmöglichkeit in horizontaler Richtung
von bis zu 5 cm wird durch Elastomer-Gleitlager gewährleistet (Bild 13). Die Brücke
besteht aus drei parallel zueinander angeordneten Fachwerkbindern, die
untereinander verbunden sind. Die Fachwerkbinder wurden jeweils komplett
geschweißt, um anschließend aufgerichtet und an die entsprechende Position
getragen zu werden. Jeder einzelne Fachwerkbinder hat ein Gewicht von etwa 330
Tonnen. Für die Konstruktion dieser Brücke sowie des ebenfalls als Stahlgerüst
konzipierten Unterranges sind insgesamt 1.700 Tonnen Stahl eingesetzt worden.
Bild 12: Gleitlager für Stahlfachwerkbrücke
Ende des Auszuges.
Die Bilder zu dieser Seite entstanden zum Teil bei einer Baustellenführung, die den o.g. Studenten durch die freundliche Hilfe der zuständigen Bauleitung möglich wurde. Weitere Bilder wurden der offiziellen Seite zum Bau der Arena "Auf Schalke" entnommen.
Vielen Dank für Interesse. Haben Sie Fragen, dann mailen Sie uns.