Die richtige Ernährung eines Meerschweinchens:
Meerschweinchen sind Weidentiere und müssen fast den ganzen Tag fressen und zu verdauen, da ihre natürliche Nahrung nur einen geringen Futterwert hat. Der Verdauungsapparat ist auf eine gleichmaessige Zufuhr geringer Nahrungsmengen eingerichtet. Bei nur 1-2 Hauptmahlzeiten am Tag kann es zu Störungen im Magen-, Darmtrakt kommen.
Ebenfalls langweilt sich ihr kleiner Nager, weil Fressen seine Haupt- und Lieblingsbeschäfftigung ist.
Zur Grundnahrung gehört das Heu , sogenanntes Rauh- oder Ballastfutter. Es muss immer zur Verfügung stehen, da ansonsten der Verdauungstrakt nicht richtig arbeiten kann. Es ist das „ tägliche Brot“ der Meerschweinchen. Im Winter könnten sie sogar nur von Heu und Wasser leben, wenn kein frisches Gruenfutter zu bekommen wäre.
- Heu gibt es im Zoofachhandel abgepackt in verschiedenen Beutelgroessen und Zusammensetzungen, z.B. Brennesselheu, Luzerner Heu etc. Ebenso erhält man Heu in grösseren Mengen als Ballen direkt beim Bauern.
- Hochwertiges Heu riecht aromatisch und ist leicht grünlich. Altes, gelbliches, fauliges oder schimmeliges Heu ist minderwertig und vor allem giftig.
- Das Heu sollte trocken und luftig gelagert werden, um die Bildung von Pilzsporen zu vermeiden. Muffig riechendes Heu sollte auf keinen Fall verfuettert werden.Auch als „Bettzeug“ ist es dann nicht mehr benutzbar, weil es gefressen wird.
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Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Ernährung ist das Grün- und Saftfutter.
Frische Futterpflanzen, Gemüse und Obst haben nicht nur einen hohen Nährstoffgehalt, sie sind auch reich an Eiweiss, Kalzium und Vitamin C, das dem Meerschweinchen als einzigem Nager zugeführt werden muss. Es sollte mehrmals am Tag in kleinen Portionen angeboten werden.
- Eine ganzjährige reichliche Auswahl an Obst- und Gemüsesorten macht einen leicht seinen Nager abwechslungsreich zu ernähren: Äpfel, Bananen, Erdbeere, Kiwi, Melone, Weintrauben, Karotten mit Kraut, Gurken, Paprika, Petersilie, rohe oder gekochte Kartoffeln, rote Bete und vieles mehr.
- Zitrusfrüchte und Steinobst haben zwar einen hohen Vitamin-C-Gehalt, sollten aber nur wenig gegeben werden.
- Kohl und Birnen blähen. Meerschweinchen sollten nicht zu viel davon zu fressen bekommen.
- Salate enthalten in der Regel viele Schadstoffen, die für den kleinen Meerschweinchenorganismus schädlich sein können. Geeignete Salatsorten sind krause Salatsorten, Endivien und Chicoree. Kopf- und Eisbergsalat ist dagegen nicht besonders empfehlenswert.
- Rohe Bohnen und gekeimte oder grüne Kartoffeln sind giftig.
- Gemüse sollte den Hauptanteil bilden und Obst als Leckerbissen und zur Vitaminversorgung gegeben werden.
Zudem können Sie auch bestimmte Garten- und Wildpflanzen sammeln. Sie sind meist wertvoller und unbelasteter als Gemüse aus dem Gewächshaus. Jedoch sollte man nicht an Strassen oder Ackerrändern wegen der Belastung durch Spritzmittel, Abgasen etc. Futterpflanzen sammeln.
- Zum Sammeln und Füttern eignen sich unter anderem Ackerschachtelhalm, Loewenzahn, Gras, Huflattich, Schafgarbe, Spitzwegerich, Sauerampfer, junge Brennesseln, Luzerne, ungespritztes Laub von Brombeeren und Johannisbeeren.
- Eine Liste mit für Meerschweinchen giftigen Pflanzen finden Sie hier
Fertigmischfutter sollte mit Bedacht gegeben werden, da es nicht unbedingt auf den Meerschweinchenmagen abgestimmt ist und fett macht. Zudem fressen die Meerscheinchen nur die Leckerbissen heraus und lassen den Rest liegen. Fertigmischfutter besteht aus Getreide, Haferflocken, Mais, Erdnuessen, Sonnenblumenkernen sowie vitaminisiertes und mineralisiertes Pressheu (Pellets).
- Pellets stellen eine gute Alternative zu Körnermischungen dar. Sie bestehen aus zu Röllchen gepressten Grünfutter. Sie enthalten Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Reine Meerschweinchenpellets sind schwierig zu erhalten und teuer. Man kann aber auf Kaninchenpellets ausweichen, die ebenfalls den Nahrungsansprüchen der Meerschweinchen entsprechen. An Pellets kann sich ein Meerschweinchen nicht überfressen und verfetten, vorausgesetzt es hat ausreichend Bewegung. Pellets eigenen sich auch über einen kurzen Zeitraum als Alleinfutter, wenn sie z.B. für 1-2 Tage verreist sind.
- Die obengenannten Körnermischungen, sowie Haferflocken, Cornflakes oder Knäckebrotbrösel können in kleinen Mengen, 1-2 Esslöffel pro Tag, als Leckerei gegeben werden. Begehrte Leckerbisse sind auch Drops, Fruchtknabberkissen etc. Sie sollten nur in allerkleinsten Mengen gefüttert werden. Damit ihr Meerschweinchen nicht auseinandergeht wie ein Hefeteig. Ein Leckerbissen bleibt ja auch nur interessant, wenn er nicht immer erreichbar ist.
Nicht zur Ernährung sondern zur Zahnpflege und zum Zeitvertreib dient die Knabberkost . Meerschweinchen brauchen viel zum Nagen, damit sich die andauernd nachwachsenden Zähne abnutzen koennen. Wie bei allen anderen Nagern wachsen die wurzellosen Schneide- und Backenzähne lebenslang weiter.
- Im Zoohandel wird eine Vielfalt an Knabberstangen, -herzen etc.in verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten. Hartes Brot ohne Konsevierungsstoffe, welches nicht geschimmelt oder gesalzen ist, eignet sich ebenso.
- Zusätzlich kann man junge Triebe und Zweige von Birke, Weide oder Obstbäumen zum Kabbern anbieten. Sie duerfen jedoch nicht gespritzt oder gefroren sein.
- Bei Zahnfehlstellungen, die auf Erbfehlern beruhen hilft kein Knabberfutter, sondern nur ein tierärztlicher Eingriff!! Ständiger Speichelfluss vermischt mit Futterbrei sind z.B. ein wichtiger Hinweis auf eine erblich bedingte Fehlstellung.
Trinkwasser ist sehr wichtig, da Meerschweinchen einen hohen Flüssigkeitsbedarf haben. Je nach Klima (Hitze, trockene Heizungsluft) oder Zustand des Tieres (Krankheit, Trag-, Säugezeit) erhöht sich der Bedarf.
- Das Trinkwasser sollte immer in einer speziellen Nagertränke leicht zugänglich sein, damit das Meerschweinchen selber entscheiden kann, wann und wieviel es trinkt.
- Abgestandenes Leitungswasser ist besser als frisches. Sehr gechlortes Wasser muss abgekocht werden oder man reicht Mineralwasser.
- Fenchel- oder Kamillentee wird auch gerne angenommen.
- Milch, auch wenn sie verdünnt ist, verursacht Durchfall.
- Spezielles im Handel erhältliches Nagerwasser ist überflüssig.
- Falls Sie eine ganze „Schweinchenhorde“ besitzen, sollten sie lieber das Trinkwasser in mehreren kleinen Trinkflaschen als in einer Grossen anbieten.
- Kranke Tieren, besondes bei Durchfall, sollten Sie zusätzlich Wasser oder Fencheltee mit einer Spritze ins Maul geben. Die Spritzen erhalten sie von ihrem Tierarzt.
Nicht zu vergessen sind die Vitamine und Mineralien, die bei Bedarf zugeführt werden müssen. Besonders wichtig ist ja wie bereits erwähnt das Vitamin C, welches bei einer besonders vitaminreichen Nahrung nicht zusätzlich gegeben werden muss. Im Winter allerdings ist eine Vitaminzugabe angezeigt, da Gemüse und Obst wenig natürliche Vitamine erhalten. Auch kranke Tiere brauchen extra Vitamine.
- Am besten geeignet sind Vitamine in Pulver- oder Tropfenform, die man einfach ins Trinkwasser gibt. Dies wird leichter akzeptiert als die Beigabe ins Futter.
Auch ein Salzleckstein sollte nicht fehlen. Meerschweinchen nehmen so die richtigen Salze im entsprechenden Mischungsverhältnis auf.
- Der Leckstein sollte nicht auf dem Boden legen, weil er dort durch den Urin der Tiere aufweicht.
Zu guter Letzt allgemeine Regeln, Futtermengen und Tricks damit ihr kleiner Nager durch die richtige Ernährung rundum gesund bleibt.
- Immer zur gleichen Zeit füttern. Meerschweinchen gewöhnen sich schnell daran.
- Geben sie nie zuviel auf einmal. Was nach einer Stunde nicht aufgefressen ist, sollten Sie aus dem Käfig herausnehmen, mit Ausnahme des Haus.
- Ungewohntes Grün- und Saftfutter kann zu Durchfall führen.
- Grünzeug, Gemüse und Obst darf nicht welk, verfault oder verschimmelt sein.
- Heu und frisches Grünzeug nicht auf den Boden werfen, sondern in die Raufe geben. Sonst wird es durch Kot und Urin verschmutzt.
- Obst und Gemüse gut abwaschen, aber nicht schälen, da unter der Schale die meisten Vitamine sind. Paprika sollten sie trotzdem besser schälen, da die Schale schlecht zu kauen ist. Gewaschenes immer gut abtropfen lassen. Meerschweinchen fressen übrigens lieber die Kiwischale als die Frucht selbst.
- Füttern Sie nichts direkt aus dem Kühlschrank. Ihr Meerschweinchen kann sich am kalten Futter den Magen verderben.
- Die Futtermenge ist von Tier zu Tier verschieden. Zudem sind die verschiedenen Grünfuttersorten unterschiedlich gehaltvoll. Mit der Zeit können sie jedoch einschätzen wieviel Futter ihr kleiner Hausgenosse verlangt und welche Vorlieben er hat.
- Das Trinkwasser zweimal wöchentlich wechseln. Benutzen Sie abgestandenes Wasser dafuer. Falls ihr Meerschweinchen nicht weiss, wie es an das Wasser kommt stupsen Sie es mit der Schnauze leicht an das Trinkröhrchen. Manche Tiere trinken lieber aus einem Napf.
- Meerschweinchen fressen gerne aus der Hand und lassen sich dabei streicheln. Kranke oder alte Tiere, die „fressunlustig“ sind, kann man so füttern und wieder zum Fressen bringen. Von alleine fängt es leider nicht wieder an zu fressen, wenn es krankheitsbedingt damit aufgehört hat. In Extremfällen muss man es mit der Spritze füttern.
- Meerschweinchen fressen nicht nur was gut für sie sind. Bei einem Auslauf im Garten probieren sie gerne neue Sachen aus, auch die für sie giftig sind.