Lehre

 

Sommersemester 2010

050509 Mythologie im Deutschunterricht (Proseminar: Blockveranstaltung)
VM Historische Literaturwissenschaft
SM Literaturwissenschaft und ihre beruflichen Anwendungsfelder

Mythen sind traditionsmächtige narrative Modelle, die aufgrund ihres sinnstiftenden Potenzials und ihrer imaginativen Kraft immer wieder zum Gegenstand literarischer und medialer, z.B. filmischer Aneignung geworden sind (und weiterhin werden), aber auch in alltagskulturellen Zusammenhängen eine wichtige Rolle spielen. In ihrer Funktion als „einer Gruppe vorgegebene[r] Fundus an Bildern und Geschichten“ sowie als „mentalitätsspezifische Leitbilder, die kollektives Handeln und Erleben prägen“ (Jan/Aleida Assmann), sind Mythen auch für den lebensweltlichen Erfahrungshorizont Heranwachsender in der Mediengesellschaft von kaum zu unterschätzender Bedeutung. Während antike Mythen vor allem über Narrationen transportiert werden, sind moderne und postmoderne Mythen eng mit der Imaginationskraft von Bildern gekoppelt.

Im Deutschunterricht trägt die exemplarische Erarbeitung von Mythen und deren literarischer Rezeption entscheidend dazu bei, den Schülern die Funktion der Literatur als Medium des kulturellen Gedächtnisses zu erschließen: nicht im Sinne einer Vermittlung antiquarischen Wissens, sondern – im Sinne einer „literarischen Anthropologie in didaktischer Absicht“ (Müller-Michaels) – ausgehend von der Überlegung, dass die menschlichen Elementarerfahrungen, die in unterschiedlichen Mythen verdichtet sind, vielfältige Bezüge zum Erfahrungshorizont der Schüler aufweisen. Dabei erschöpft sich das Thema ‚Mythen im Literaturunterricht’ jedoch keineswegs in der Betrachtung antiker Mythen/Mythologeme und deren literarischer Rezeption durch (insbesondere moderne) Autoren; vielmehr sollten die Schüler auch für zeitgenössische politische Mythen (z.B. Barack Obama) sowie ‚Mythen des Alltags’ im Sinne Roland Barthes’ sensibilisiert und zu deren kritisch-analytischer Reflexion befähigt werden.

Damit ist bereits das überaus vielschichtige Problemspektrum umrissen, mit dem wir uns im Seminar beschäftigen wollen. Ausgehend von einer Klärung der Begriffe ‚Mythos’ und ‚Mythologie’ im Lichte aktueller Mythostheorien wollen wir uns anhand geeigneter Beispiele, die sowohl den Bereich der literarischen Mythen wie auch den der Alltagsmythen abdecken, Konzepte einer zeitgemäßen Auseinandersetzung mit diesem spannenden Problemfeld im Literaturunterricht erarbeiten. Die Frage der unterrichtsmethodischen Umsetzung dieser Konzepte soll dabei den praxisbezogenen Fluchtpunkt unserer theoretischen Überlegungen bilden.

Termine:

Die obligatorische Vorbesprechung, die zugleich die erste Seminarsitzung darstellt, findet statt am Freitag, 11.06.2010, von 16.30 bis 19.00 Uhr in GBCF 04/514.

Die Blocksitzungen finden an folgenden Terminen statt:

Samstag, 07.08.2010
Samstag, 21.08.2010,

jeweils von 9.00 bis 17.30 Uhr in GBCF 04/514.

Literatur zur Einführung:

Deutschunterricht, H. 6/2009: Themenheft „Mythen und Sagen – von Odysseus bis Obama“.  Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen. 2. Aufl. Berlin 2009.

Elisabeth Schmitt: Von Herakles bis Spider-Man: Mythen im Deutschunterricht. Baltmannsweiler 2006.

Schein- bzw. CP-Anforderungen: Teilnahmenachweis durch regelmäßige aktive Teilnahme sowie Seminarvortrag oder Sitzungsprotokoll oder kleinere schriftliche Arbeiten oder praktische Durchführung einer Unterrichtsstunde mit schriftlicher Reflexion; Leistungsnachweis durch regelmäßige aktive Teilnahme sowie Referat plus Hausarbeit oder mündliche Prüfung.

Teilnahmevoraussetzung: keine

Teilnehmerbegrenzung: 50

Anmeldeverfahren: VSPL: Standardverfahren mit manueller Zuteilung. Die manuelle Zuteilung erfolgt im Anschluss an die obligatorische Vorbesprechung; bis dahin besteht für alle Anmeldungen der Status „Warteschlange“.