Liebe Freunde!
Da sind drei Männer. Vater und zwei Söhne. Willi
Atternase und seine Söhne Detlef und Uwe. Sie haben
ein Taxiunternehmen hier in Bergkamen, Fritz Erler Str. 3.
Das Geschäft geht so lala, viele Betrunkene, die von
Schützenfesten heimgefahren werden wollen oder von
Familienfesten. Einige Senioren, die regelmäßig ins
Ärztehaus müssen. Willi Atternase klagt
nicht. Er kämpft sich so durch. Detlef hat Realschule hinter
sich, geht noch zur Berufsschule, will später mal
Betriebswirtschaft machen und das Taxigeschäft
übernehmen, wenn Willi nicht mehr kann. Uwe war auf dem
Gymnasium, ist Computerfreak, ein leidenschaftlicher Hacker
und will mehr draus machen. Er will ein Software-Unternehmen
aufmachen für Spiele in Spielhallen. Die Banche ist
umsatzträchtig. Uwe braucht Geld, um sich
selbstständig zu machen. Er rechnet dem Vater vor,
wieviel er braucht: 60.000 DM für den Computer, mit dem er die
Software produzieren will, 40.000 DM für die
Vervielfältigungsmaschinen, 50.000 DM für
die Einrichtung und Erstfinanzierung einer kleinen
Firmenhalle in Hamburg. Bergkamen, hör mir
bloß auf mit Bergkamen. Das ist doch ätzend hier.
Ich will weg, hier ist doch die total tote Hose. Und wenn ich
später mal erben würde, bekäme ich
bestimmt zweihunderttausend, die Hälfte vom
Taxiunternehmen steht mir zu. Ewig Besoffene nach Hause
fahren, ey Vatter, das is einfach nich mein Ding. Ich geh nach
Hamburg, komm, ich will meinen Anteil am Betrieb jetzt schon
haben, dann bist du mich auch wirklich los, zahl mir mein
Erbe jetzt schon aus. - Willi Atternase ist geschockt. Sein
jüngster, der kluge Uwe, will ihn und alles, was er
für seine Kinder aufgebaut hat, einfach verlassen.
Ätzend, tote Hose. Sein Lebenswerk! Er zahlt Uwe aus. Nimmt
einen Kredit bei Herrn Menzhausen auf und gibt Uwe einen
Scheck über 150.000 DM. Uwe packt seine Sachen, fährt
mit einem VW-Bulli nach Hamburg. Ruft zwei, drei Mal noch an,
hat immer noch keine Firma, ist noch auf der Suche nach was
passendem, die Konkurrenz in Hamburg, die Mieten und und und.
Dann Funkstille. Keine Anrufe mehr, Uwe
läßt nichts von sich hören, bei der
Auskunft ist kein Uwe Atternase in Hamburg mit Telefon
ausfindig zu machen. Willi Atternase ist enttäuscht.
Sein Uwe, das hätte er nicht gedacht. Detlef hat inzwischen
seine Betriebswirtschaft fertig, im nächsten Jahr
geht Vater Willi in Pension, Detlef wird dann das
Taxiunternehmen übernehmen. Es klingelt. Willi Atternase geht
ans Telefon. Uwe. Er ist in Bergkamen. Fragt, ob er
vorbeikommen kann. Sagt, er habe sein Software-Unternehmen gar nicht
erst angefangen, sei in Hamburg versumpft, die Reeperbahn,
Drogen, Freunde, ein paar Schickeria-Mädchen und wie
das dann so ist. Er habe mal einen Kiosk gehabt, der sei aber
auch nicht so gelaufen und die Säufer in Hamburg sind noch
herber drauf. Er habe schließlich als
Rausschmeißer bei Onkel Pö gearbeitet, eine
schmierige alte Musikkneipe. Er habe eine Entziehungskur
hinter sich, Heroin, seit einem Monat habe er nichts mehr
gedrückt, er müsse raus aus Hamburg, wo er praktisch
überall von seinen Freunden Stoff angeboten bekommt,
ob er nicht bei Taxi Atternase als Fahrer unterkommen kann.
So, liebe Eltern, liebe Kinder! Bis hierhin habe ich erzählt.
Jetzt kommt hr dran. Sagt mir, nachdem ihr euch in Gruppen
von 6 Leuten zwei Minuten lang beratet, wie wird Vater Willi
Atternase reagieren. Wird er Uwe, den Fixer rausschmeißen,
nachdem er das Taxiunternehmen durch den Abzug von 150.000 DM
in arge Bedrängnis gebracht hat und dann noch alles
Geld verpraßt hat? Wird er ihm trotz allem eine Stelle
als Fahrer anbieten? Welche Bedingungen wird er stellen? Was
denkt ihr? Bildet jetzt Sechsergruppen, beratet euch und aus
jeder Gruppe sagt in zwei Minuten einer euer Ergebnis. Pause
Antworten aus den Gruppen vorn am Mikrofon Verlesen des Bibeltextes
Liebe Gemeinde! So wie Jesus mit den Reeperbahn-Leuten Feste feiert,
sich mit Sündern einläßt, die
Verlorenen sucht und findet, so sucht Gott die Verlorenen. Gott freut
sich über die Sünder. Er rechnet nicht
Schulden auf. Er erläßt alle Schuld und beginnt ein
neues Spiel. Er fängt mit uns von vorn an, als
wäre nichts gewesen. So ist Vergebung. Gott gibt dem
Heruntergekommenen sein bestes Kleid, die größte
Ehre, das schönste Fest. Gott freut sich. Er
weiß, sein Sohn ist wieder da. Er hat ihn vermißt.
Es war ihm nicht gleichgültig, daß Uwe in
Hamburg nichts von sich hören ließ. Willi Atternase
hat unter der Trennung gelitten. Er hat sich das nie so
anmerken lassen. Aber als Uwe am Telefon so traurig und
fertig erzählte, da konnte Willi Atternase nicht anders: Er
machte sein Büro dicht, brauste mit der Taxe zum
Busbahnhof zu Uwe, sprang aus dem Wagen, umarmte ihn,
Tränen in d n Augen: Mein Junge, wie schön,
daß du wieder da bist. Hör mal, am
Wochenende machen wir eine Grillparty, da laden wir deine ganze Klasse
von früher ein und Onkel Ewald und Tante Hanne und
Erna Büscher und Frau Dierks und Pastor Kayser. Und
Jutta Kaiser von nebenan, die hat inzwischen schon das dritte Kind,
ein Mädchen, Sandy. Ach Uwe, es ist, als
wäre ich tot gewesen. Jetzt geht es mir wieder gut.
Ich fühle mich wie neugeboren. Schön, daß
du wieder da bist. Liebe Freunde! Habt ihr den Unterschied
gemerkt? Jesus in der Bibel sagt: Der verlorene Sohn war tot
und ist im Augenblick der Heimkehr wieder lebendig geworden. Ich sage
es anders: Gott selbst war auch wie tot, weil sein Kind ihn
verlassen hatte und er lebt auf, als sein Kind
zurückkommt. Ich lasse den neidischen Detlef, den Frommen
und pflichtergebenen Musterknaben mal ganz beiseite. Heute
sage ich nur etwas über den Vater. Der Vater, Willi
Atternase alias Gott, will nicht ohne die Liebe seiner Kinder
leben. Er leidet unter der Abwesenheit des Sohnes, es hätte
genauso seine Tochter Josefine oder Paula sein
können. Und die reale Situation Gottes heute in der Welt: Die
meisten Kinder gehen fremd, verprassen die Liebe, die Gott
jedem von ihnen mitgegeben hat, im Konsumrausch, Videos,
Spielhallen, Karriere, Häuslebauen, Rasenmähen. Und
kaum einer denkt noch an Gott. Und kaum einer weiß,
daß Gott sich nach uns sehnt, daß Gott in uns
verliebt ist und zwar fast abgöttisch, wenn er es
nicht wirklich göttlich wäre, nämlich am
meisten in die schwierigsten und unangenehmsten unter uns.
Wenn solche Kaufberauschten, Karrieresüchtigen,
Häuslebauer, Rasenmäher, Zocker und
Nullbocklangeweiler von ihrer eigenen tödlichen
Langeweile angewiedert werden und sich
entschließen, aufzutauen, aus sich herauszukommen,
auf andere zuzugehen, ihre Einsamkeit zuzugeben, ihre
Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe zuzugeben, zu einem
Menschen endlich sagen: Du, ich brauch dich. Du, ich hab dich lieb. -
dann erwacht Gott zu neuem Leben. Dann ist ein Fest
fällig. Amen.