Diskussions-Gottesdienst am
18.3. 1984 in der Friedenskirche
Unsere
Verantwortung für Gottes Schöpfung, oder: was
können wir tun für die Erhaltung der Umwelt?
Orgelvorspiel (Claudia Enners)
Begrüßung (Lütge)
Eingangslied: Jeden Morgen...
Introitus:
Ehr sei dem Vater...
Sündenbekenntnis (Lütge)
Kyrie (Lütge)
Gnadenzusage (Lütge)
Ehre sei Gott in der Höhe - Allein Gott in der Höh
sei Ehr
Gebet (Mein Liederbuch Seite 17: eines Tages... ) (Heike Scholz)
Lesung der Schöpfungsgeschichte
Glaubensbekenntnis (Mein Liederbuch Seite 25 unten)
Gott liebt diese Welt...
Schöpfung rückwärts
Diskussion
Kanon: Jeder Teil dieser Erde
Taufe
Fürbittengebet
Vater Unser
Gehet hin...
Segen (Mein Liederbuch Seite 17 unten)
Schlussmusik
Sündenbekenntnis
Herr, du hast uns deine
Schöpfung anvertraut. Wir sollten sie behüten und
bewahren als Stellvertreter deiner Fürsorge. Was haben wir
daraus gemacht! Unsere Bäume sterben, die Fische in den
Flüssen werden ausgerottet durch die Folgen unserer Industrie.
Die Menschen sterben an Krebs durch unsere Chemie oder an Herzversagen
durch unsere Hektik. Herr, wir haben versagt. Alles Leben unserer
Umwelt, zu dem du einmal gesagt hast: es ist gut geworden, - wir haben
es verseucht und zerstört. Zeige uns Wege, diese Welt am Rand
des Abgrunds doch noch zu retten. Herr erbarme Dich!
Gnadenspruch: Gott sagte zu Noah: "ich will das Leben auf der Erde
nicht ein zweites Mal von Nichten. Solange die Erde steht, soll nicht
aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter,
Tag und Nacht. "
Schöpfung
rückwärts
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde
Aber nach vielen Jahrmillionen
war der Mensch endlich klug genug.
Er sprach: Wer redet hier von Gott?
Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand.
Er nahm sie,
und es begannen die letzten sieben Tage der Erde.
Am Morgen des ersten Tages
beschloß der Mensch,
frei zu sein und gut, schön und glücklich.
Nicht mehr Ebenbild eines Gottes,
sondern ein Mensch.
Und weil er etwas glauben mußte,
glaubte er an die Freiheit und an das Glück,
an Zahlen und Mengen,
an die Börse und den Fortschritt,
an die Planung und seine Sicherheit.
Denn zu seiner Sicherheit
hatte er den Grund zu seinen Füßen gefüllt
mit Raketen und Atomsprengkörpern.
Am zweiten Tage
starben die Fische in den Industriegewässern,
die Vögel am Pulver aus der chemischen Fabrik,
das den Raupen bestimmt war,
die Feldhasen an den Bleiwolken von der Straße,
die Schoßhunde an der schönen roten Farbe der Wurst.
die Heringe am Öl auf dem Meer
und an dem Müll auf dem Grunde des Ozeans.
Denn der Müll war aktiv.
Am dritten Tag
verdorrte das Gras auf den Feldern
und das Laub an den Bäumen,
das Moos an den Felsen
und die Blumen in den Gärten.
Denn der Mensch machte das Wetter selbst
und verteilte den Regen nach genauem Plan.
Es war nur ein kleiner Fehler
in dem Rechner, der den Regen verteilte.
Als sie den Fehler fanden,
lagen die Lastkähne auf dem trockenen Grund
des schönen Rheins.
Am vierten Tage
gingen drei von vier
Milliarden Menschen zugrunde.
Die einen an den Krankheiten,
die der Mensch gezüchtet hatte,
denn einer hatte vergessen,
die Behälter zu schließen,
die für den nächsten Krieg bereitstanden.
Und ihre Medikamente halfen nichts.
Die hatten zu lange schon wirken müssen
in Hautcremes und Schweinelendchen.
Die anderen starben am Hunger,
weil etliche von ihnen den Schlüssel
zu den Getreidesilos versteckt hatten.
Und sie fluchten Gott,
der ihnen doch das Glück schuldig war.
Er war doch der liebe Gott!
Am fünften Tag
drückten die letzten Menschen den roten Knopf,
denn sie fühlten sich bedroht.
Feuer hüllte den Erdball ein,
die Berge brannten, die Meere verdampften,
und die Betonskelette in den Städten
standen schwarz und rauchten.
Und die Engel im Himmel sahen,
wie der blaue Planet rot wurde,
dann schmutzig braun und schließlich aschgrau.
Und sie unterbrachen ihren Gesang
für zehn Minuten.
Am sechsten Tage
ging das Licht aus.
Staub und Asche verhüllten die Sonne,
den Mond und die Sterne.
Und die letzte Küchenschabe,
die in einem Raketenbunker überlebt hatte,
ging zugrunde an der übermäßigen
Wärme,
die ihr gar nicht gut bekam.
Am siebenten Tage
war Ruhe.
Endlich.
Die Erde war wüst und leer,
und es war finster über den Rissen und Spalten/
die in der trockenen Erdrinde
aufgesprungen waren.
Und der Geist des Menschen
irrlichterte als Totengespenst über dem Chaos.
Tief unten, in der Hölle, aber
erzählte man sich die spannende Geschichte
von dem Menschen,
der seine Zukunft in die Hand nahm,
und das Gelächter dröhnte hinauf
bis zu den Chören der Engel.
Aus: Jörg Zink. Die Welt hat noch eine Zukunft, Kreuz-Verlag,
Stuttgart-Berlin 1973.
Fürbittengebet
Wir bitten Gott, daß er uns
die Kraft gibt, unsere Umwelt zu retten.
Wir bitten für unsere Bauern, daß sie zu der
Erkenntnis kommen, daß die Verwendung von
Kunstdünger das Grundwasser verseucht. Laß sie zu
natürlichen Düngemitteln zurückkehren.
Wir bitten für unsere Autofahrer, daß sie die Kosten
aufbringen, ihre Motoren umstellen zu lassen auf die Verwendung von
bleifreiem Benzin.
Wir bitten für unsere Fabrikbesitzer, daß sie in
ihre Schornsteine Filter einbauen lassen und ihre Abwässer
durch bessere Kläranlagen leiten.
Wir bitten für unsere Politiker, daß sie aktiver
werden für neue Umweltschutzgesetze, die Frage von
Atomkraftwerken neu überdenken und die Umweltprobleme mutiger
angehen.
Hilf uns, Gott, daß wir selbst in unserem Leben das
Nötige tun zur Erhaltung der Umwelt. Hilf uns, Glas in die
Glascontainer zu werfen, Papier aufzuheben für
Altpapiersammlungen oder Papiercontainer, Batterien, Chemikalien und
alte Arzneimittel nicht einfach in die Mülltonne werfen,
sondern in Apotheken zur Verwertung zurückzubringen.