Gehalten
bei der Vorstellung der Konfirmanden am 25.4.1982
Christuskirche
BEGRÜSSUNG
Liebe
Gemeinde! Wir haben uns am letzten Dienstag
zusammengesetzt und über ein Thema abgestimmt, daß
wir im heutigen Gottesdienst
behandeln wollen.
Wir
haben mit großer Mehrheit das Thema "Krieg“
gewählt. (Steffi)
Wir
fanden es interessant und es ist wert, einen
Gottesdienst darüber zu gestalten. Nach dieser
Begrüßung werden Sie unter
anderem Gebete, Lieder und Spiele zu diesem Stoff hören und
sehen. (Bianca)
Natürlich bezieht sich auch die Predigt darauf. Wir hoffen,
daß ihnen der
Gottesdienst gefällt und wünschen ihnen noch einen
schönen Tag.
Sündenbekenntnis
Stefan:
Wir
haben viele Fehler gemacht in der Vergangenheit, nicht
nur die, die die Verantwortung haben, sondern auch wir, wir haben
natürlich
keine Kriege zu verantworten, aber wir haben oft unsere schlechte Laune
an
jüngeren Geschwistern ausgelassen oder uns wegen eines
lächerlichen
Radiergummis gleich mit dem Nachbarn in der Schulbank gestritten.
Henrik:
Herr,
vergib uns, daß wir dem Schwächeren immer zeigen
mußten, wie unterlegen er ist! Herr, vergib all jenen, die
vor lauter Wut und
Haß blind waren und so tausende Menschenleben sinnlos
ausgelöscht haben. Herr,
vergib auch denen, die in guter Absicht handelten und doch alles falsch
machten. Herr, hilf uns in Zukunft auch in schwierigen Situationen
kühlen Kopf
zu bewahren um so keinen ungerecht zu behandeln.
Frank:
Es
hat schon viele Kriege gegeben, doch wenn ein nächster
kommen sollte, die ganze Welt wäre ausgelöscht. Und
so brauche nwir mehr denn
je deine führende Hand, keinen Fehler zu machen, der eine
Katastrophe auslösen
könnte. Herr, vergib uns! Herr, wir brauchen Dich!
Predigt
Micha:
Unser Predigttext redet davon, Schwerter sollen zu
Pflugschaaren werden! In der ganzen Welt werden alle Menschen, alle
Völker auf
den Berg Zion in Jerusalem schauen, wo man sich die Wohnung Gottes im
Tempel
vorgestellt hat. Von dort, also von Gott und nicht vom Weißen
Haus und nicht
vom Kreml, allein von dort aus, von Gott aus wird die Weisung zum
Frieden
ausgehen. Das Gericht, was Gott über diese Welt spricht, kommt
zu folgender Strafverfügung:
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugschaaren und ihre Spieße zu
Sicheln machen. Es
wird kein Volk wider das andere sein Schwert erheben, und sie werden
hinfort
nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Stellt euch das vor, ein
Messerstecher wird
vor Gericht zu nichts weniger als zur Zerstörung seines
Messers verurteilt und
soll dann einen Löffel in die Hand nehmen und für
andere Gutes kochen. Ein
General soll Bauer werden, ein Feldwebel Baggerführer. Eine
harte Strafe, für
die, die Spaß am Schlagen und Töten haben. Eine
milde Strafe für die, die
Streitereien lieber aus dem Wege gehen.
Aber
ist denn das nicht bloß ein schöner Traum?
Können wir
uns das eigentlich vorstellen, heute Schwerter zu Pflugschaaren zu
machen? Wie
geht das?
Dirk:
Panzer als Omnibusse, zum Beispiel.
Alexandra:
Das geht doch nicht, da müßtest du ja zaubern
können. Wie willst du denn aus Panzern Omnibusse machen?
Micha:
Nein, das geht natürlich nicht. Aber es werden ja
doch ständige neue Panzer gebaut.
Thomas:
Und da könnte man anstatt Panzer ja auch Omnibusse
bauen.
Dirk:
Traktoren wären besser. Da kann man die Fabriken
schneller umbauen, um statt Panzern jetzt Traktoren zu machen. Ein
Traktor ist
auch leichter zu bauen. Und billiger als ein Panzer ist er auch.
Micha:
Warum bauen wir eigentlich Panzer?
Thomas:
Zum Aufrüsten. Damit wir den Krieg gewinnen.
Micha:
Und wer will Krieg machen?
Sieglinde:
Keiner.
Micha:
Aber warum baut man dann Panzer?
Sieglinde:
Damit, wenn ein Krieg kommt, man besser
ausgerüstet ist als die Feinde.
Micha:
Und wer sind die Feinde?
Dirk:
Die den Krieg anfangen. Die das Kriegsrecht erklärt
haben. So wie in Polen.
Olivia:
Wer hat uns denn das letzte Mal den Krieg erklärt?
Thomas:
Das haben wir doch selber gemacht. Das fing doch an
mit dem Überfall auf die Tschechei und Polen.
Micha:
Also haben wir dann ja eigentlich keine Feinde,
sondern wir selbst sind für die anderen zu Feinden geworden,
die den Krieg
angefangen haben.
Thomas:
Jetzt haben wir sie angegriffen und jetzt haben sie
Angst vor uns.
Ralf:
Glaube ich nicht! Die Russen haben doch keine Angst
mehr vor uns.
Micha:
Aber warum haben sie dann ihre Raketen auf uns gerichtet?
Dirk:
Vielleicht, weil sie uns plündern wollen.
Melanie:
Plündern, mit Atomraketen? Da bleibt doch nichts
mehr übrig!
Kristina:
Wenn die uns plündern wollen, müssen sie doch mit
Panzern kommen. Micha: Warum wollen die uns denn plündern?
Ralf:
Weil wir die ja auch früher geplündert haben.
Micha:
Also aus Rache?
Kerstin:
Was haben die denn davon für Vorteile, wenn die uns
überfallen?
Dirk:
Da kriegen sie ihre Klamotten wieder.
Ralf:
Aber haben die denn da so wenig drüben?
Petra:
Nein. So ist das ja auch nicht.
Micha:
In der DDR haben die natürlich nicht so viele
Apfelsinen wie wir und auch nicht so billige Kleidung oder Autos usw.
Aber
müssen die drüben Hunger leiden?
Kristina:
Nein. Zum Leben haben die genug.
Alexandra:
Dann haben die ja eigentlich keinen Grund, uns zu
überfallen.
Petra:
Aber Afghanistan haben die doch auch überfallen.
Ralf:
Warum? Die sind nur da einmarschiert. Was haben die da
eigentlich gewollt?
Micha:
Die sind von der afghanischen Kommunistischen Partei,
und die ist da sehr groß und stark, zur Hilfe gerufen worden,
weil in
Afghanistan ein Bürgerkrieg auszubrechen drohte.
Petra:
Könnte das denn auch bei uns mal so weit kommen?
Kerstin:
Nein.
Olivia:
Haben die Russen denn dann überhaupt einen
vernünftigen Grund, bei uns einzumarschieren?
Alexandra:
Eigentlich nicht!
Melanie:
Müssen wir denn dann überhaupt Angst haben vor den
Russen?
Petra:
Die erfinden doch immer wieder neue Gründe.
Ralf:
Und warum erfinden die immer wieder neue Gründe?
Micha:
Wie ist das eigentlich mit den anderen? Den
Amerikanern in El Salvador? Den Komeni-Anhängern im Iran? Den
Argentiniern auf
den Falklandinseln? Den Engländern, die mit ihrer Flotte in
den Krieg ziehen?
Und wie war das 1938, als im Oktober die Wehrmacht der Deutschen ins
Sudentenland einmarschierte? Die alle, haben sie nicht alle immer
Gründe für
den Krieg gehabt?
Kerstin:
Wenn sie wollen, finden sie immer Gründe.
Dirk:
Also Gründe für den Krieg haben immer alle.
Petra:
Aber gibt es auch Gründe gegen den Krieg?
Ralf:
Weil wir uns alle selbst vernichten!
Kristina:,
Weil jeder Krieg, je weiter die Technik kommt,
immer mehr Tote kostet.
Melanie:
Weil wir den nächsten Krieg nicht überleben werden.
Petra:
Weil Kriege zu teuer sind.
Kerstin:
Und das, wo zwei Drittel aller Menschen hungern. Da
verpulvern die Regierungen das Geld, mit dem der Hunger gestillt werden
könnte,
in Maschinengewehre, Panzer, U-Boote, Kampfflugzeuge, Raketen und
Atombomben.
Sieglinde:
Und von dem vielen Geld, was dafür ausgegeben
wird, könnte man viel leichter auch Traktoren bauen. Und die
bauen Getreide an
und dann werden alle satt.
Micha:
Schwerter zu Pflugscharen. Statt Kriegsproduktion
Leben behüten, Nahrung, Brot für die ganze Welt. Mit
einem Bruchteil der
Rüstungsausgaben könnte der Hunger auf der ganzen
Welt gestillt werden.
Träume
eines Propheten? Naivität der Jugend? Ja. Auch. Aber
in Zukunft die Frage, ob überhaupt noch weiter
geträumt werden kann, ob in
Zukunft überhaupt noch überlebt werden kann.
Fürbittengebet
Herr,
Gott des Friedens, wir bitten dich um deinen Frieden.
Wir
bitten für die Opfer des Krieges.
Wir
bitten um Frieden für die Welt.
Wir
bitten für die durch den Krieg beschädigten Menschen.
Wir
bitten dich: Herr, erbarme dich.
Wir
bitten für die Menschen auf den Falkland-Inseln, daß
sie
eine gerechte Entscheidung bekommen.
Wir
bitten um weniger Gewalt.
Wir
bitten die Menschheit um gerechte Entscheidungen.
Wir
bitten die Offiziere, ihre Uniformen an den Nagel zu
hängen.
Wir
bitten die Iraner und Araber um Versöhnung.
Wir
bitten die Menschen, Ungerechtes und Gewalt nicht mit
der gleichen Waffe zu erwidern.
Wir
bitten dich: Herr, erbarme dich.
Wir
bitten darum, daß Frieden auf der ganzen Welt nicht
länger nur ein Traum bleibt.
Wir
bitten um weniger Aufrüstung, weil sie die ganze Welt
gefährdet.
Wir
bitten, daß jeder seinen Freunden vergibt.
Wir
bitten darum, daß Kanonen zu Pflugscharen eingeschmolzen
werden.
Wir
bitten dich: Herr, erbarme dich.
Wir
bitten, daß es keinen 3. Weltkrieg gibt.
Wir
bitten für Familien, die im Krieg auseinandergerissen
werden.
Wir
bitten dich ganz besonders für die Kinder und die alten
Leute, die die Schrecken des Krieges aushalten müssen.
Wir
bitten dich, Herr, erbarme dich.
Herr,
Gott des Friedens. Du hast uns deinen Frieden
verheißen. Mache du uns nun zu Werkzeugen deines Friedens.
Laß uns Friedensmacher
werden. Laß uns den Anfang machen, als Familie, als Kirche,
als Deutsche. Dir
sei Preis, Lob und Ehre in Ewigkeit. Amen.