Bochum
Friedenskirche Judika 28.3.
1982
Die Schlangen Motive sind
interessant Punkt die Schlange ist aus der Erde
geboren, autochthon. Der griechische Erechtheus hat Schlangen zum
Babysitten,
so Aristophanes und Euripides. Herakles schneidet mit einer Sichel die
Häupter
der länäische Schlange ab. In Delphi kämpft
Apollon mit dem Drachen, der
Schlange (Homer, Euripides). Das wird im Septerionfest nachgespielt.
Die Haut
des getöteten Drachens wird am Altar Apollons
aufgehängt. Der geschichtliche
Hintergrund ist die Eroberung Delphis (der autochthonen Schlange) durch
eine
fremde Macht (Apollo). Auf dem Dreifuß im Apollontempel, auf
dem die Priesterin
Pythia orakelt, war die Haut des Drachens als Sitzunterlage. Die
Burgschlange
auf der Akropolis ist die Schlange des Asklepios als freundliche Macht.
Auf
Zauberamuletten gibt es die Schlange, die sich in den Schwanz
beißt, die o)robo/roj.
Isis, die Göttin der
Fruchtbarkeit und Wahrheit, der Ehre, der Seefahrt und des Schicksals,
hat eine
Schlange in der Hand. Ein unbekannter Gott in Mithraskult ist von einer
Schlange umgeben. Zeichen der Ewigkeit?
In Kanaan gab es als verehrte
Götter Eschmun, Adonis und Asklepios. Es sind
alles Variationen über den sterbenden und auferstehenden Gott.
Die Schlange als
mit ihrem Gift das Böse und Kranke besiegende heilige Wesen
wurde dort verehrt.
In 2. Könige 18,4 gibt es die Schlange Nehuschtan aus Bronze
im Tempel: die
Schlange ist das Heilige und heilende Tier in Kanaan. Im indischen
rigvedischen
Mythos, der große Ähnlichkeiten hat mit dem
altiranischen, spaltet der
Kampfgott Deva Indra mit seiner Keule das Drachenungeheuer Vritra, und
damit
werden die Lebenselemente freigesetzt. Die Welt wird erschaffen. Im
Hinduismus
schläft Vishnu auf der tausendköpfige Schlange Sesha
im Urmeer, aus einem Nebel
wächst eine Lotusblume, darin wird Brahma geboren, der die
Welt erschafft. Die
"Nagas" sind Schlangenmenschen, die die Schätze unter der Erde
bewachen.
Die Paradiesschlange ist ein
sexuelles Wesen, daß Gott Ähnlichkeit
verspricht, denn Fruchtbarkeit ist das schöpferische Sein des
Menschen, was
eigentlich Gottes Vorrecht ist. Die eherne Schlange war im Jerusalemer
Tempel
mit verehrt, man opferte ihr, bis Hiskia sie entfernen ließ.
Bloch, Atheismus
im Christentum, Seite 166 ff: "Paradiesschlange als Raupe der
Göttin
Vernunft". Johannes 3, 14: Wie Mose in der Wüste eine Schlange
erhöht hat,
also muß der Menschensohn erhöht werden, damit
jeder, der an ihn glaubt, ewiges
Leben habe. Im israelischen Nordreich gab es eine Sonderguttradition in
elohistischer Form: Gott schafft Zeichen seiner Hilfe und
Macht. Dies ist
nicht mehr unmittelbar. In Numeri 14, 11 wird die Schlange zum Stab und
wieder
zur Schlange zurück verwandelt als Zeichen der Macht und Hilfe
zum Glauben. Wir
brauchen Zeichen der Macht Gottes. Wir wollen Gott sichtbar haben. In
jeder
Religion gibt es Götterbilder. Bei uns ist es das Kreuz in der
Kirche.
Gott will aber in der
Verborgenheit wohnen. Es gibt das Bilderverbot. Kein
Tier und kein Mensch ist Gott. Gott ist nicht greifbar. Nicht auf
Begriffe zu
bringen.
Und doch haben sie Gott
versucht zu begreifen, ihn gegriffen, mit Spießen,
Schwertern und einem Kuß sie haben ihn gegriffen und
abgeführt. Sie haben ihm
einen Schauprozeß gemacht und eine tolle Hinrichtung
für ihn vorbereitet. Sie
haben ihn hängen lassen dort am Kreuz, damit alle, die
vorbeikommen, sehen, daß
es nicht gut ist, sich gegen die Mächte und Mächtigen
dieser Welt aufzulehnen.
Sie haben ihn ein klein wenig höher als die anderen beiden
gehängt. Eine
Erhöhung war das... Wie Mose in der Wüste die
Schlange hoch an den Pfahl
gebunden hat, damit alle, die sie sehen, am Leben bleiben. Aber die
Schlange
ist nicht Gott, sie ist nur ein Zeichen. Kein Tier und kein Mensch ist
Gott,
nur einer. Und den haben wir erhöht. Ganz oben auf Golgatha,
am Kreuz hängt er.
Und jeder, der ihn sieht, soll sehen, so geht es nicht, gegen die
Mächtigen ist
keine Chance. Und wer Augen hat zu sehen, der sieht: so ist die Macht
Gottes.
Wer das glaubt, für den hat ein neues Leben angefangen. Amen.