Für
das Leben
Für
Karuna, zwei
Jahre alt, nach den Nato-Beschlüssen
Kleine
Tochter, wie lange werden sie Dich leben lassen ?
Wann
werden wir finden, daß Du Hautkrebs hast oder
Leukämie ?
Wann
wird die Bombe fallen, die uns alle umbringt, ohne Sachschaden
anzurichten ?
Von Dir kann
ich lernen, wie man das Leben liebt.
Du quietscht
vor Vergnügen über ein Glas Wasser.
Du nimmst
den Sand mit ins Bett, weil Du ihn liebst.
Beim
Abendspaziergang entzückt Dich der Mond, verblaßt
das Licht der Neonreklamen.
Nachts
träumst Du von großen und kleinen Katzen.
Und
täglich heulst Du wie ein Orkan, zweifelnd, mit
zitternder Unterlippe,
daß
irgendetwas nicht möglich sein könnte.
Kleine
Tochter, wie recht Du hast!
Das
Unmögliche müssen wir möglich machen heute
und jetzt.
Wir
werden uns nicht von Vernichtungsmaschinen
ins
Grab und zu Tode beschützen lassen.
Wir
wollen uns diesen Selbstmord auf Raten
nicht
mehr als Frieden verkaufen lassen.
Wenn
das Atom unsere Zuflucht ist, wird uns das Licht ausgehen für
immer.
Wer
erinnert denn noch, was das Lebenslicht ist, wenn die
Mächtigen streiten um
Energie?
Wir
müssen gegen den Tod anlernen, daß noch geliebt
werden kann.
Kleine
Tochter, Du lehrst mich sehen, wie das Leben gemeint
ist.
Ich blicke
Dich an und weiß, daß ich kämpfen will bis
zum letzten Atemzug.
Presseerklärung
in der Westfälischen Rundschau
Wer in der
Friedensbewegung tätig
ist, erzeugt Ärger und Streit. Das ist ein beliebter Vorwurf
gegen die
Friedensbewegung: Daß überall da, wo von
Abrüstung die Rede ist, Streit
entsteht und der stille Friede in Familie, Schule und am Arbeitsplatz
platzt.
Die Freunde einer Friedenssicherung durch Kernbewaffnung
verlieren ihren
inneren Frieden, wo „Nach”rüstungsgegner
ihre Meinung vertreten.
Friede ist
keine Grabesruhe, kein
Kirchhoffriede. Der innere stille Friede, der durch das
Schließen der Augen vor
den Problemen dieser Welt erzielt wird, ist faul und schal. Diesen
Frieden zu
bringen, ist Jesus nicht gekommen. Jesus und sein radikaler Verzicht
auf Gewalt
- von der Feindesliebe der Bergpredigt bis zum Schwert in die Scheide
bei
seiner Gefangennahme - bringen ständig Streit.
Jesus
verzichtet auf Gewalt. Und
doch hat kaum einer sich so bissig und verbissen gestritten mit der
Theologenclique
seiner Zeit wie Jesus, der Friedefürst. Jesus weiß,
daß die Gewaltlosigkeit
erst recht Streit in den Familien erzeugt, solange noch die Logik der
Waffen
unsere Köpfe regiert. Der Streit, den Jesus ins Rollen bringt,
ist Teil des
’Friedensstiftens’, das Jesus selig preist.
Wir machen
Streit für den
Frieden. Wir gehen auf die Straße, wir schweigen jeden
Freitag um 18 Uhr eine
halbe Stunde vorm Rathaus für den Frieden, wir reden
über die große Politik an
allen Orten, wo wir leben: am Mittagstisch zuhause, am Arbeitsplatz,
vorm Fernseher,
im Büro und im Klassenzimmer. Wir treten vor unserer
Regierung als unserem
Ansprechpartner ein für
-
einseitigen
Vertrauensvorschuß und Abbau von Mißtrauen
-
einseitige
kalkulierte Vorleistungen unserer Bündnisses
in Sachen
Abrüstung und Verzicht
auf Vorrüstung.
Die 1108
amerikanischen Pershing
1 a Atomraketen bei uns sind schon genug Unheil. Wenn wir in Moskau
leben
würden, würden wir auch in Moskau demonstrieren
gehen. Und da wie hier gibt es
Streit.
Die
Friedensbewegung hat mehr
erreicht an Umdenken in Washington und Moskau und Bonn als Jahre der
politischen Verhandlungen. Wir sind einflußreich, auch wenn
wir keine
politische Entscheidungsmacht haben.
Als Christen
wollen wir über
unseren Friedensauftrag und unsere Friedensverantwortung nachdenken und
über
den Streit, den wir für den Frieden führen. Dazu
laden wir euch alle ein.
Es wirken in
diesem ökumenischen
Jugendgottesdienst in der Christuskirche am Rathaus (24. 1. 82 um 16
Uhr)) mit:
Schola und Band der KJG von St. Franziskus, Weitmar; Friedensgruppe der
Christuskirche; Kaplan Brockstermann, Riemke, Pastor Lütge,
Christuskirche
u.v.a.m.
Liturgie
des
Friedensgottesdienstes am 24.
1. 1982
Lieder
einsingen
Begrüßung
(Thema: Friede und Streit(-gottesdienst) (Micha)
Psalm 5
(Cardenal/Janssens) (St. Franziskus)
Sündenbekenntnis
(Willms) (Micha)
Alle: Stimm deine
Laute, David
„Der
Graben“,
(Dolf und Doris)
Für
das Leben.
An Karuna (Doris)
Alle : Die Waffen
verrotten zu Staub
Glaubensbekenntnis
(Micha)
Es kann
stimmen (Doris)
Alle: Wolf und
Lamm
Abendmahl
Gebet für den neuen
Himmel (Micha)
Einsetzungsworte
Deutung (S.
38)
Alle: Friedensnetz
Austeilung
Dankgebet
(S. 37f)
Alle: Die Welt
soll ohne Waffen sein
Anspiel:
Streit um den Frieden (Doris und Micha)
Micha
sammelt Unterschriften für
den Krefelder Appell
Doris:
wo bleibt denn da ss20? Und
wenn wir die Bundeswehr nicht hätten?
Micha:
was wollen die Russen denn
hier? Abrüstung sollte in Ost und West passieren.
Doris:
die Russen haben doch soviel
sowieso mehr an Waffen.
Micha:
aber wir leben doch hier in
der BRD. Unser Ansprechpartner ist die Bundesregierung.
Doris:
und was ist das mit Polen?
Micha:
was mit den atomaren
Warnschuss? Wenn die Mittelstreckenraketen hier wären? Von
deutschem Boden soll
nie wieder Krieg ausgehen! Niemals! Waffen werden also für nix
produziert.
Doris:
Polen hin und her - aber wir
müssen doch unser Land verteidigen!
Micha:
den Frieden in unserem Land
verteidigen? Was ist denn das für ein Friede: du streitest ja
mit mir!
Dolf:
die Frage
gebe ich jetzt an alle weiter: wie ist das mit dem Frieden? Erzeugt der
immer
Streit? Was für ein komischer Frieden ist das, der Streit
erzeugt?
Predigtgespräch
der versammelten Gottesdienstgemeinde (.Leiter: Dolf)
Schlußrunde:
Was können wir, wollen wir hier für den Frieden
tun?’
(Zettel,
Wandzeitung, Gesprächsbeiträge)
"Sag Nein!"
(Doris und Dolf)
Fürbitten
(Doris und Micha)
Unser Vater
Alle: Schweig
nicht, handle
Segen und
Sendung (S. 38f)
Verabschiedung
(Falls
Zeit,
dann noch Friedenskanon?)