Gehalten am 8.11.1981 in der Lutherkirche
Bochum
Der
Finger Gottes ist kein Kanonenrohr. Wenn ein amerikanisches U-Boot,
daß
im Mai vom Stapel lief, den Namen "Corpus Christi "trägt, dann
ist
das ein Zeichen für die Ohnmacht Gottes, für die
Ohnmacht Jesu, in dessen Namen
und mit dessen Namen man alles machen kann. Der Satan redete in der
Versuchung
Jesu mit Bibelsprüchen. Und unsere Wehrmacht hatte auf den
Koppel Schlössern
das "Gott mit uns", daß die Eroberer und Angreifer steht's im
Munde
führen. Ihr Sieg ist dann die Gnade Gottes. Das Blut der
Feinde, die brennenden
Dörfer des Verlierers, das ist nur der andere Teil der Gnade
Gottes. Und nun
also ist ein amerikanisches U-Boot gar als Körper Christi
deklariert worden.
Das ist praktische Theologie der USA, gegen deren Witz unsere veraltete
Definition des Körpers Christi, den wir bislang in dem
Sakrament des Abendmahls
und in der Gemeinschaft der Christen untereinander haben erkennen
wollen, - gegen
deren Witz unsere Rede vom Leib Christi gleichsam staubig und veraltet
klingt.
Der neue Leib Christi: ein Atom-U-Boot, mit dem etwa 20 russische
Städte dem
Erdboden gleich gemacht werden können. Jesus treibt mit dem
Finger Gottes
Dämonen und böse Mächte aus. Die USA treibt
mit dem Namen Christi die böse
Macht Russland und die des Kommunismus - zur Vernunft? Oder zum
weiteren Vorrüsten,
Mitrüsten oder Nachrüsten. Also zur Unvernunft, zum
Wahnsinn? Gewiß treibt das
neue Atom-U-Boot mit dem heiligen Namen unseres Herrn und Heilands
Jesus Christus
die Russen zu einem nicht: zum Abrüsten. Aber gerade das will
doch die
geistliche Waffenrüstung, von der in der Epistel die Rede war:
bewaffnet mit
dem Evangelium des Friedens. Christus empfahl dem Petrus, das Schwert
in die
Scheide zu stecken, die an Christus erinnernde Form des christlichen
Nachrüstens
ist der Gürtel der Wahrheit, der Panzer der Gerechtigkeit, die
Schuhe der
Verkündigung des Friedens, der Schild des Glaubens an Gott,
unsere beste
Verteidigung. Was wir brauchen, ist die Nachrüstung in unserem
Glauben. Der liegt brach, jedem
Überfall dämonischer Mächte ausgeliefert,
die uns Mißtrauen und Angst vor dem
angeblichen Feind machen.
Reich
Gottes, da herrscht ein Gegensatz zu allen Gesetzen der Welt: das
Gesetz Christi ist die Liebe, und die Liebe heftet sich an das Wohl des
Anderen. Darin hat die Liebe ihr Heil, daß ihr das Wohl des
Anderen über alles
geht. Das Gesetz der Liebe, die dem anderen gerecht wird, und darin
Frieden
schafft, ist der Lebensstil des Herrn. Der Herr ist weg.
Tot?
Totensonntag? Wir denken heute an die Toten unserer Gemeinde, die
im jetzt zu Ende gehenden Kirchenjahr verstorben sind. Sie sind weg.
Die Mutter
ist weg. Der Gatte ist weg. Der Sohn ist weg. Und wir müssen
durch die Trauer
hindurch, wir müssen lernen, ohne unsere lieben weiterzuleben.
Das Leben geht
weiter. Da sind wir. Sie fehlen uns. Wir suchen Ersatz.
Da
sind wir. Der Herr ist weg. Er fehlt uns. Wir suchen Ersatz. Und
halten uns schadlos an saufen und fressen, denn morgen sind wir tot wir
sind
einsam. Sie sind weg. Er ist weg. Unsere Toten und der Herr Jesus
Christus sind
weg. Wir sind traurig, resigniert. Wir leiden unter der Abwesenheit
Christi und
unserer lieben. Wir leiden unter dem Vergessen des Lebensstils Jesus
und
unserer Liebe. Wir laufen herum, ziellos, auf der Suche nach der
verlorenen
Zeit, wie herrenlose Hunde. Unser Herr ist weg. Was machen wir,
herrenlos und
ohne Halt? Der Haushalt des Herrn liegt im Argen. Der Haushalt Gottes
wird von
Wirtschaftskrisen heimgesucht. Wer kann das Haus Gottes noch halten?
Wer hält
sich noch an das Haus Gottes? Wie lange hält sich das Haus
Gottes noch? Es gibt
einen Substanzverlust in unserer Kirche. Unsere Reihen lichten sich,
die
Einnahmen zwingen uns früher oder später, die
großen Häuser gottes aufzugeben.
Die großen Kirchen werden wir eines Tages dichtmachen
müssen, umziehen in den
Saal, in kleine, lebendige Hausbibelkreise, in Ladenkirchen. Der
Haushalt Gottes,
schrumpft er sich nicht in der Volkskirche langsam gesund,
läßt die Mitläufer
laufen? Bis die Standfesten übrig bleiben?
Der
Herr ist weg. Wir verwalten seinen Haushalt. Die Kirche kann prima
verwalten. Wenn der Herr wiederkommt, wird er noch Platz haben in
seinem Haus?
Oder wird sich der Herr nicht mehr wiedererkennen an diesem Haushalt
der
Kirche? Wo bleibt sein Stil? Der Lebensstil Christi: daß der
oberste allen
dient, die Füße wäscht? Unsere Oberen
fahren Mercedes. Wo bleibt der Lebensstil
Christi, daß jeder so viel bekommt, wie er nötig
hat? Warum verdient ein
Pfarrer mehr als ein Küster, eine Kindergärtnerin
oder eine Sekretärin? Warum
verdient ein Präses mehr als... Wer verdient, was er bekommt?
Christi Kirche
war eine Bruderschaft ohne Ranglisten, mit gemeinsamen Eigentum,
gegenseitiger
Fürsorge, ein Liebeskommunismus. Wie ist sein Haushalt
heruntergewirtschaftet!
Es
gibt vier Typen von Verwaltern. Die einen sagen: der Herr ist weg,
also machen wir jetzt den Haushalt nach unserem Stil. Die hierarchische
Kirche
mit Kirchenzuchtmaßnahmen bildet sich heraus. Statt Geist
kommt der Buchstabe
des Gesetzes an die Macht. Man braucht nur zusehen, wieviel Prozent
Juristen
sich in den Kirchenleitungen etabliert haben. Wenn der Herr wiederkommt
zur
Endabrechnung, werden sie in Stücke zerschlagen. Die
Juristen-Kirche wird im
Gericht nicht bestehen.
Die
anderen Verwaltertypen haben gewußt, wie der Herr sein Haus
geführt
haben will, sie haben den Willen Gottes gewußt und nicht
getan, darum kriegen
sie viele Schläge.
Der
dritte Typus hat nicht gewußt, was der Wille des Herrn ist,
hat in
Unwissenheit den Lebensstil Christi aus der Kirche vertrieben. Alle
die, die
nicht viel von der Bibel Wissen, von Christus, die werden schonend
behandelt.
Sie wußten nicht den richtigen Weg. Alle die nicht Christen
und Atheisten
werden im Gericht von Gott besser behandelt als wir, die wir uns
Christen
nennen Punkt denn wir können nicht sagen: wir haben nichts
gewußt, so wie wir
es 1945 gesagt haben und immer wieder sagen werden. Ja, wir haben die
Augen
zugemacht, beide Augen zugedrückt im bösen Spiel.
Bleiben
die vierten: die klugen und treuen Haushalter, die allen zur
rechten Zeit ihre Speise geben, die jedem geben, was er braucht. Die
keinen
Hunger mit ansehen, die um Gerechtigkeit und Frieden in der oiconomia
Gottes kämpfen.
Die nicht nach Leistung, sondern nach Bedarf geben. Die sind selten.
Meist sind
es Frauen. Und denen ist versprochen, an der Machtfülle, an
der Ehre Gottes
teilzuhaben in seinem Reich.
Unser
Herr ist weg. Was wollen wir tun? Was machen wir in der
Abwesenheit Gottes? Nur eines hat Verheißung: die Treue
derer, die den
Lebensstil Christi nicht vergessen haben, denen die Liebe zu den
geringsten
Brüdern über alles Buckeln vor den mächtigen
Ersatzherren Macht und Geld geht. So
bleibt der Haushalt des Herrn bereit für die Ankunft.
Für die Schlußrechnung,
nach der nie mehr gerechnet und gerichtet werden braucht. Haltet dem
Herrn die
Treue. Dann wird seine Ankunft ein Freudenfest, ein Welt-Abendmahl, bei
dem
jeder satt wird, da fängt das ewige Leben an. Ewig, das
heißt nicht unendlich,
sondern Leben von einer neuen Qualität. Leben, in dem die
Gnade regiert und
nicht das Leistungsdenken. Leben, in dem die Gerechtigkeit regiert, und
nicht
die Akkumulation von Macht und Geld bei denen, die ohnehin zu viel
davon haben.
Leben, in dem der Friede Gottes regiert, welcher wie die Liebe mehr ist
als
Vernunft. Der Herr bewahre unsere Herzen in dem Lebensstil Jesu
Christi. Amen.