Gehalten
am 13.09. 1981 in Bochum Friedenskirche
Jesus
ist von Sinnen. So sagen die Verwandten. Holen ihn aus dem Haus,
wo er das Volk lehrt. Ein Zimmermannssohn fängt an, wie ein
Prophet zu den
Leuten zu reden, im Namen Gottes, beansprucht die Autorität
Gottes für das, was
er tut. Das ist Gotteslästerung. Jesus ist verrückt
geworden. Übergeschnappt.
Sie wollen ihn in Sicherheit bringen, ehe er noch krumme Sachen macht,
ehe er
mit den Pharisäern und den Priestern ins Gerangel kommt, ehe
er vielleicht da
einen Prozess bekommt wegen Gotteslästerung und Aufwiegelung
der Leute,
Landfriedensbruch. Sie meinen es gut mit ihm. Sie sind ehrlich besorgt.
Vielleicht haben Sie schon einen Heimplatz besorgt in einem Heim
für geistig Behinderte.
(Natürlich gab es das damals noch nicht.)
Und
als sie Jesus rufen lassen, bestätigt sich, was sie
befürchten. Er
erkennt sie nicht wieder, er verwechselt die verwandtschaftliche
Beziehung, er
muss den Verstand verloren haben. Wie einer, der sich für
Napoleon hält und
seine Mutter für eine französische Kurtisane. Jesus
spinnt. So müssen es die
Verwandten doch erleben! Nicht aus bösem Willen treibt er da
seine
Gotteslästerung in fröhlicher Runde, sondern, weil er
vom Satan besessen ist.
So sehen es die Pharisäer und die theologische Kommission, die
extra von
Jerusalem angereist kam, um ihn zu prüfen. Sie blicken tiefer,
ihnen reicht das
Spinnen nicht, sie sehen sogleich die Macht des Teufels am Werk. Wer
ihnen so
arrogant begegnet, sich vom Heiligen Geist geschickt bezeichnet, der
kann ja
nur vom Teufel sein. Sie sind ernstlich besorgt.
Welche
Frechheit hat Jesus und welchen Mut, um mit so viel Vollmacht
aufzutreten, so überzeugt zu sein von der völlig
einseitig vertretenden Gnade
Gottes, und nicht auch und zugleich vom Zorn Gottes. Mit welcher
Arroganz, mit
welcher Unverfrorenheit sagt er sich los von seinen Verwandten, die um
ihn in
Sorge schweben. Die alten geheiligten Familientraditionen, das vierte
Gebot: Du
sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in
deinem
Land. Alle Autorität schmeißt Jesus über
Bord. (Matthäus 10, 35 vorlesen)
Das
Ende der Familie, der Tod der Familie. Ganz knallhart. Das
müssen
wir uns, die wir doch die Familie in unserem Staat schützen,
wo es nur geht,
die wir gegen wilde Ehe und ledige Mütter wettern, die wir oft
nur noch von
unseren Kindern besucht werden, weil sonst niemand ans Krankenbett
käme, sagen
lassen? Ist das denn christlich? Die Familie zu zerstören?
Ja.
Denn Jesus gründet eine neue Familie. Die familie.de. die
Familie
Gottes ruht nicht auf Blutsverwandtschaft. Auch nicht-und das sage ich
gegen
alle Lehre vom Abendmahl-auch nicht auf der Verwandtschaft des Blutes
Christi
selbst-sondern: wer den Willen Gottes tut, der gehört zu den
Verwandten Jesu,
den verbindet etwas mit ihm. Der Wille Gottes ist die Liebe.
Matthäus 25: zu
den geringsten. Da und nur da, im Tun der Liebe, bleiben wir Jesu
Schwestern
und Brüder. Amen.