Psalm
34,11-22
11
Kommt her, Kinder, höret mir zu; ich will euch die Furcht
des HERRN lehren: 12 Wer ist, der Leben begehrt und gerne gute Tage
hätte? 13
Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen,
daß sie nicht Trug reden. 14 Laß
vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach. 15
Die Augen des
HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien; 16 das
Antlitz
aber des HERRN steht gegen die, so Böses tun, daß er
ihr Gedächtnis ausrotte
von der Erde. 17 Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR
und errettet sie
aus all ihrer Not. 18 Der HERR ist nahe bei denen, die zerbrochenen
Herzens
sind, und hilft denen, die ein zerschlagen Gemüt haben. 19 Der
Gerechte muß
viel Leiden; aber der HERR hilft ihm aus dem allem. 20 Er bewahrt ihm
alle
seine Gebeine, daß deren nicht eins zerbrochen wird. 21 Den
Gottlosen wird das
Unglück töten; und die den Gerechten hassen, werden
Schuld haben. 22 Der HERR
erlöst die Seele seiner Knechte; und alle, die auf ihn trauen,
werden keine
Schuld haben.
Kaffeekränzchen
oder: Was
gehen uns
die mittelamerikanischen Kaffeepflücker an'
Wir
verkaufen in diesem Gottesdienst Kaffee, und den haben
wir von einem anderen Handelsnetz gekauft als den großen
Kaffeekonzernen. Denn
die Kaffeekonzerne lassen den Landarbeitern, die von morgens bis abends
ackern,
zuwenig Lohn.
Da
sind die doch selber schuld.
Die
sind doch selber schuld, wenn die sich übers Ohr hauen
lassen.
Die
können ja sagen, wenn ihnen der Lohn zuwenig ist.
Die
können ja auch mal streiken.
Aber
wenn die streiken, dann sind die da doch gleich ihren
Job los.
Hier
kannst du ja wenigstens noch streiken, wie neulich bei
Krupp wieder.
Wenn
die da in El Salvador streiken würden, dann könnten
sie
ja jeden Tag nur noch Kaffee trinken, weil sie ihn nicht mehr loswerden
an uns.
Wenn
die Bauern den Kaffee mal teurer verkaufen würden, dann
würden wir döfer gucken. Die müssen dann
aber alle teuer verkaufen.
Wenn
einer anfängt, teurer zu verkaufen, müssen die
anderen
aber auch teurer verkaufen. Sonst gehen die Tschiboexperten doch zum
anderen
Bauern hin, der noch billig verkauft.
Wenn
schon teurer verkaufen, dann müssen das auch alle
machen.
Aber
dann verkaufen die Konzerne den Kaffee auch hier
teurer.
Und
wir müssen wieder mehr Geld für unseren Morgenkaffee
zahlen.
Oder
die sollen ihren Kaffee einfach gar nicht mehr an uns
verkaufen. Dann kriegen wir keinen Kaffee mehr.
Aber
wenn die den Kaffee nicht an uns verkaufen, wovon
sollen die denn dann leben?
Wenn
die Bauern den Kaffee an die Konzerne teurer verkaufen,
dann verkaufen die den doch auch wieder teurer an uns.
Die
Konzerne verkaufen den ja dreimal, zehnmal so teuer
weiter, wie sie ihn gekriegt haben. Die kaufen sagen wr mal einen Sack
für 10
Mark und hier verkaufen sie ihn für 1OO Mark oder so. Aber die
Kaffeek&nzerne müssen doch auch was verdienen!
Aber
die betrügen ja sozusagen.
Wieso?
Da leben doch die ganzen Händler von, und die Schiffe
zum Rüberfahren müssen die ja auch bezahlen, rsd die
Geschäfte hier bei uns,
die müssen ja auch noch drqn verdienen.
Aber
wenn das zu teuer wird, dann kauft das doch sowieso
keiner mehr, da müssen die den Kaffee doch dann billiger
machen. Sonst werden
die den hier doch nicht los.
Aber
wir brauchen doch den Kaffee, egal wie teuer.
Können
die das denn überhaupt, den Kaffee billiger verkaufen
hier? Die müssen ja ihre Arbeiter im Konzern auch bezahlen.
Die
Landarbeiter oder Bauern können sich ja mal eine Gitarre
kaufen.
Das
glaube ich nicht. Guck mal, ein Landarbeiter verdient da
im Durchschnitt nur 1000 Mark im Jahr, das sind um die 80 Mark im
Monat. Und
das ist noch sehr hoch gerechnet. Davon kannst du dir keine Gitarre
mehr
kaufen, wenn du noch eine Krau und fünf Kinder mit
durchbringen mußt.
Die
Plantagenbesitzer verdienen aber bestimmt das zwanzigfache
oder noch viel mehr.
Da
muß man als einfacher Landarbeiter schon 10 Jahre sparen,
bis man sich eine Gitarre leisten kann.
Zehn
Jahre sparen.
Ja,
sicher.
Ja,
mir geht es anders. Ich kann mir eine Gitarre so eben
mal kaufen.
Wir
können eben mehr Geld zurücklegen. Und die brauchen
alles Geld fürs Leben.
Die
könnten ja alle mal hierher kommen. Denn hier kriegen
sie doch noch besser Arbeit wie da drüben.
Und
wie sollen sich die hier unterhalten?
Stell
dir mal vor, wir haben doch jetzt schon mit den Türken
und den Jugoslawen und Griechen und Spaniern genug Arbeiter. Die sitzen
doch
hier auch schon auf unseren Arbeitsplätzen. Dann
hätten wir ja gar keine Arbeit
mehr für uns selbst.
Wir
haben ja sowieso zu wenig Arbeit schon.
.
Soll\die doch nach England gehen.
In
England gibt es aber noch mehr Arbeitslose, da kommen die
erst recht doch nicht mehr unter. Die würden doch sagen:
Tschüss, Leute, geht
mal gleich wieder übern Ozean, woher ihr gekommen seid.
Übern
Ozean gehen, geht aber nicht. Höchstens fliegen oder
fahren.
Wie
würden die denn sonst Arbeit finden?
»Die
müßte man überhaupt erst mal arbeiten
lassen!
-Die
wollen doch gar nicht arbeiten.
Wer
will nicht arbeiten?
Die
Landarbeiter in El Salvador, Guatemala und so. Gibt´s
denn da eigentlich Arbeitslosenunterstützung? Nein, gibt es
nicht.
Wäre
ja noch schöner, denen den Rachen mit unseren
Steuergeldern vollzustopfen, Entwicklungshilfe und so.
Arbeiten
wollen tun die schon, aber es ist doch keine Arbeit
da. Da gibt es doch nur während der Kaffeeernte Arbeit, vier
Monate im Jahr
höchstens.
Was
könnte man denn machen, daß Arbeit da ist?
Vielleicht
sollten die ihr eigenes Land einmal aufbauen und
bestellen.
Die
haben doch gar kein eigenes Land. Das Land gehört doch
alles den Plantagebesitzern.
Die
Landarbeiter könnten es denen vielleicht abkaufen.
Aber
die verdienen doch kaum 50 - 80 Mark im Monat, das ist
soviel, daß sie weder leben noch sterben können.
Davon können die doch kein
Land kaufen.
Aber
vielleicht können sie das Land ja abarbeiten und sich
zuerst so einen ganz kleinen Acker kaufen und den dann bearbeiten.
Dann
müßtest du aber mehr Geld verdienen, als du zum
Leben
brauchst Soviel wie ich zum Beispiel. Ich kann mir bequem meine Gitarre
kaufen.
Oder eure Eltern haben auch soviel, um sich, sagen wir mal eine
Stereoanlage
oder ein Farbfernseher oder ein neues Sofa zu kaufen. Aber die
Campesinos haben
eben nicht soviel geld. Was kann man denn da machen?
Geld
spenden.
Die
kriegen doch schon soviel, oder etwa nicht?
Ja,
die kriegen ja soviel. Wir buttern doch dauernd da
Entwicklungshilfe rein.
Die
könnten doch vielleicht mal so eine Gemeinschaft
aufbauen, die da handelt.
Ja,
so eine Art Genossenschaft mit gemeinsamen Landmaschinen
und dann auch direkt einen Handel aufmachen mit uns hier.
Oder
irgendwie gegen die Konzerne ankämpfen.
Ankämpfen,
etwa mit Gewalt, oder wie oder was? Das wäre ja
noch schöner! Hier, Terrorismus und so.
Nein,
so meine ich das nicht.
Ja,
wie meinst du es denn dann?
Sich
irgendwie dagegen stellen.
So
wie die Arbeiter hier bei Krupp, wenn die Zusammenkommen
vor der Chefetage an der Alleestraße und sagen, hier, wir
wollen mehr Lohn
haben?
Dann
sitzen die erst mal da rum und sagen: Wir wollen mehr
Lohn.
Da
können die aber lange sitzen. Die Plantagenbesitzer geben
denen ja doch nicht mehr. Die holen sich gleich neue Arbeiter, weil die
vorher
arbeitslos sind und dann dankbar wären, überhaupt
eine Arbeit zu kriegen.
Die
können ja mal einen Hungerstreik machen.
Hungerstreik,
das machen die ja sowieso schon die ganze
Zeit. Außerdem würden die Plantagenbesitzer die
Leute auch einfach sitzen
lassen und dann verhungern die glatt.
Und
wenn die verhungert sind, würden sich die
Plantagenbesitzer einfach die nächste Landarbeiterriege holen,
weil davon gibt
es ja genug.
Wenn
man friedlich protestiert, passiert da gar nichts.
Und
wenn die einen nichts tun, tun die anderen auch nichts.
Nur
satt wird davon keiner.
Und
wenn man da etwas mehr macht, kommen die doch dann
gleich mit der Armee anmarschiert.
Wozu
haben die überhaupt eine Armee? Um gegen die USA zu
kämpfen
oder gegen Nachbarländer?
Gegen
sich selber kämpfen die. Die kämpfen mit ihrer Armee
gegen das eigene Volk.
Wenn
die Plantagenbesitzer nicht so durchkommen bei den
Landarbeitern, dann kommen die gleich mit der Armee an. Und die macht
dann
Terror.
Die
bringt die Landarbeiter wieder zur Vernunft.
Ist
denn das vernünftig, vier Monate im Jahr auf fremden
Feldern zu arbeiten und zuhause Kinder zu haben, die verhungern? Ist es
denn
nicht viel vernünftiger, das Land gehörte allen, und
sie würden statt Kaffee
Sojabohnen und Getreide und Gemüse anpflanzen, damit sie
vernünftig zu futtern
haben? Sie können heute ja nicht einmal selbst den Kaffee
bezahlen und trinken,
den sie für die Plantagenbesitzer und für uns hier in
Bochum ernten.
Ist
es nicht wirklich vernünftig, die paar reichen,
superreichen Großgrundbesitzer zu vertreiben und ihre Spitzel
und Gestapoleute
aus dem Land zu verjagen, und endlich selbst das Land zu bebauen mit
Grundnahrungsmitteln. Ist nicht der Aufstand in Nicaragua das einzige
Vernünftige gewesen in dieser Situation: Sich dünken
und kuschen, während
daheim der kleine Fernando oder die kleine Violetta an Hunger stirbt.
Sich
kuschen heißt: seine Kinder verhungern lassen,
während die reichen Kinder Golf
spielen. Ist nicht das einzig vernünftige, da einen Aufstand
zu machen gegen
die Herren? Damit noch vor unserem Tod, noch vor ihrem Tod
Gerechtigkeit
passiert.