Predigt über Lk 5, 1-11 Bielefeld-Christus am 15. Juli 79

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Orgclvorspiel (Tonband play)
Wir singen vom Lied 181 die ersten drei Strophen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
(Amen.)
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Jesus hat gesagt: Wenn jemand mit mir gehen will, verleugne er sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es retten. (LK 9,23)
EHR SEI DEM VATER und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Wir haben dich nicht erwartet, Herr. Und du bist doch gekommen. Wir haben dich nicht aufgenommen. Und du bist doch bei uns ge¬blieben. Du hast uns nicht verlassen. Du hältst dein Wort für uns bereit. Du gibst uns Zeit. Wenn wir auch nicht hören, so sprichst du doch. Wenn wir auch nicht sehen, so bist du doch da. Ob wirs wollen oder nicht, du bist doch unter uns Menschen, du bist unser geringster Bruder. Die Freude, die wir haben, ist ein Stückchen von deiner Herrschaft. Regiere uns mit deinem Frieden, aber auch mit deinem Feuer. Laß uns den Reichtum, den wir an deinem Wort haben, wachsen, indem wir unseren materiellen Reichtum teilen mit denen, die hungern, die keine Arbeit haben, die arm geblieben sind. Amen.
Kyrie eleeison
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen als einen bösen ächten um des Sohnes des Menschen willen. (LK 6,22)
Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen.
Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade darum daß nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat. Nun ist groß Fried ohn Unterlaß all Fehd hat nun ein Ende.
Der Herr sei mit euch. (Und mit deinem Geist.)
Lasset uns beten: Herr, gib uns jetzt dein Wort, wie du uns das Tägliche Brot gibst. Gib er uns so, daß es uns verwandelt, daß es uns nicht ärgert, wenn es ans trifft, daß es uns nicht freut, wenn es andere trifft, daß es mich nicht langweilt, wenn du mit meinem Nächsten redest, und daß ich es nicht überhöre, wenn du mit mir selber sprichst. Gib es so, daß wir es nicht mehr vergessen, wenn das Geschwätz und der Lärm wieder kommen, daß es nicht erstickt, wenn die Sorgen und Ängste wiederkommen, daß wir es nicht fahren lassen, wenn es uns etwas kostet. Laß uns deinem Zugriff stillehalten. Denn ohne dein Wort verdorrt alles Leben. Darum sprich mit uns, wir wollen deine Knechte sein und auf dich hören. Amen.
Die Epistel für den heutigen 5. Sonntag nach Trinitatis steht geschrieben im Lk 5,1-11: …
Halleluja. (Singen)
Wir singen nun von dem Lied 480 die Strophen 1 und 2.
Tonband abspielen.
Das Evangelium des heutigen Sonntags steht geschrieben:
Bibel nehmen
Glaubensbekenntnis (Gesangbuch vorn)
Nun wollen wir von dem Lied 480 die Strophen 5 und 4 singen. Tondband spielen.
Predigt (siehe unten)
Wir singen nun vom Lied 480 die letzten beiden Strophen. Tonband ab.
Zu Kindern und Erben deines Reiches sind wir berufen. So wollen wir vor dir bedenken die Nöte und Freuden dieser Welt, Menschen beuten einander aus, gieren nach Erfolg, Leben des anderen ist zur Ware geworden.
Dein Geist der Liebe verändere doch die Strukturen des Mißbrauchs von Macht. Der Mensch möge wieder zählen. Daß Leben nicht weiter beschädigt werde. Wir denken an die Arbeit von Menschen, die sich für die Überwindung von Rassenhaß und die Entwicklung von Frieden einsetzen. Du hast uns gelehrt: Furcht ist nicht in der Liebe. Das einzige Privileg, das zählt, ist, Mensch zu werden.
Daß der Streit in den Familien ende, daß die Generationen wieder neu miteinander ins Gespräch kommen. Deine Gemeinschaft umschließt Menschen ganz verschiedener Herkunft und Geistesart. Für deine Nähe in den Konfliktfeldern danken wir.
So schenke uns wache Sinne, daß wir dich in der Not und in der Freude anderer erblicken. Schenke uns einen demütigen Sinn, daß wir nicht achtlos an dir in dem anderen Menschen vorübergehen. Schenke uns einen vertrauenden Sinn, daß wir mit dir auf dem Weg bleiben.
Vater unser
Gottesdienstes von dem Lied
Es segne uns der Herr. Er öffne uns die Augen für den Sinn des Lebens, für die Not der Brüder, für heute und alle Tage.
Wir singen nun zum Abschluß unseres Gottesdienstes vom Lied 539 alle vier Strophen. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen, warmen und entspannenden Sommersonntag.

Predigt
Liebe Schwestern und Brüder!
Der Schriftsteller Lukas hat in seiner Komposition der ihm überlieferten Geschichten, Anekdoten und Äußerungen von und über Jesus drei Erzählfragmente zu einer einzigen neuen Geschichte zusammengeschrieben. Eine Geschichte handelt von einer See-Predigt, wo Jesus in den Kahn der Fischer steigt, um aus etwas Abstand zum mehr Menschen reden zu können. Eine zweite Geschichte handelt von der Berufung des Petrus und Jakobus und Johannes, die ja in der Ur-Gemeinde die drei größten Männer waren. Schließlich ist eine dritte Geschichte noch mit eingebaut, die wohl ursprünglich erzählt hat von einer Berufung des Petrus durch den auferstandenen Jesus bei einem wunderbar riesigen Fischfang.
Wenn wir nun wissen, daß diese Geschichte aus drei anderen Geschichten zusammengesetzt ist, können wir nicht mehr fragen: war das denn wirklich so mit dem Fischfang? Sondern wir werden versuchen zu erfragen was Lukas über Jesus sagen wollte, als er so eine Wundergeschichte von der Berufung der ersten Jünger Jesu gemacht hat.
Versetzen wir uns einmal probeweise in die Lage des Petrus. Ob wir seine Rolle in diesem kleinen Theaterstückchen durchhalten werden?
Es ist vormittags. Ich sitze hier zusammen mit meinen Kumpeln, dem Johannes und dem Jakobus. Wir flicken gerade unsere Netze. Und waschen sie am Strand, wo man im Wasser stehen kann. So ein Mist! Die ganze Nacht haben wir hier die Buchten abgewischt und nichts, aber auch gar nichts gefangen! Unsere Frauen werden ganz schön meckern, wenn die nachher hören daß wir nichts gefangen haben. Nichts gefangen, nichts auf den Markt zu verkaufen. Nichts zu verkaufen, kein Geld. Kein Geld, kein Brot. Wo es uns hier sowieso schon so dreckig geht, weil die Römer mit ihren Wahnsinns Steuern uns den letzten Pfennig heraus Luchsen. Wie soll das nur weitergehen, wenn wir jetzt noch nicht einmal mehr etwas gefangen haben. Was ist denn da los? Da kommt ja eine riesige Menschenmenge! Und die ziehen hier zum See runter. Sie kommen immer näher Punkt und da, so ein kleiner dicker, der Quatsch da die ganze Zeit. Und die anderen, die hören ihm wohl alle zu! Na ja. Sollen sie. Wir drei, Johannes Jacobus und ich, wir haben hier genug dabei zu tun, die Netze für heute nacht fertig zu machen, hoffentlich kriegen wir da wenigstens einen guten Fang! Was ist denn jetzt los? Der kleine dicke kommt auf uns zu, ja, er geht direkt auf mein Boot zu und ja, meine Güte, was will der denn auf meinem Boot!
Hey du, sag mal, was machst du denn da auf dem Boot? Suchst du was, oder was ist hier los, man? Der kleine Dicke sagt er will so 20 m raus gerudert werden damit der besser zu den Leuten reden kann und alle ihn gut hören können. Meine Güte, muß das sein jetzt, wo wir die Netze gerade waschen? Naja, wenn die Leute da alle drauf warten, daß er weiter redet, meinetwegen. Vielleicht wird es ja ganz interessant, ihm zuzuhören. Also gut, ich fahre dich ein bißchen raus, dann kannst du weiter reden. Wie heißt du eigentlich? Er sagt, er heißt Jesus von Nazareth Punkt und der ist wohl ein kluger Mann, ein leerer oder vielleicht ein Rabbi. Ende des ersten Aktes. Kurze Pause. Zwischenbemerkung: daß Jesus in unserem kleinen Stück ein kleiner dicker ist, mag nach all den Bildern von Jesus zurecht einmal nachgeholt werden. Nirgends in der Bibel steht, daß Jesus einen schlanker Schönheits König war. Und dann noch ein erster, schwerer Unterschied von uns zu Petrus: wir zahlen zwar auch hohe Steuern, aber das, was die Römer damals den kleinen, sowieso schon armselig lebenden Bauern und Fischern aus Galiläa abgefordert haben, das hat dort ein Elend zur Folge gehabt, wie wir es bei uns nicht kennen, am ehesten ist es zu vergleichen mit der Armut der Fischer in Chile, denen die großen fischereiunternehmen die ganzen Fischbestände weggefangen und sie dadurch völlig ruinieren die Lage in Galiläa ähnelt am 1. Der Lage der Dritten Welt heute. Hier ist also der erste Punkt, wo wir schon aussteigen müßten aus unserem geprobt and Petrus Rolle, in die wir hier ja eben erst hinein geschlüpft sind. Vielleicht hätten wir den komischen kleinen dicken auch nicht auf das Boot gelassen. Oder ihm wenigstens eine Gebühr für die bootsbenutzung abgeknöpft. Es gibt nichts umsonst, würden wir dann bauernschlau sagen. Petrus ist zu dumm dazu, er tut dem kleinen dicken den Gefallen. Hoffentlich hat ihm dann auch gefallen, was der gesagt hat, als er weiter zu den Leuten am Ufer gepredigt hat. Lukas schreibt darüber nichts. In seiner Geschichte wechselt die Szene sofort zur Öffnung des zweiten Aktes.


Na, endlich hat der Dicke aufgehört zu reden. Und jetzt sagt er zu mir ich solle mitten auf den See fahren und dort die Netze auswerfen. Ja, ist denn der übergeschnappt? So ein Wanderprediger will mir erzählen, wie man fischt? Daß ich nicht lache! Am helllichten Tag und dann auch noch so weit draußen. Da fängt man doch noch nicht einmal ein altes Stück Treibholz. Nee, nee, das läuft nicht, Dickerchen. Außerdem haben wir die ganze Nacht gefischt, vorhin die Netze repariert und dann noch gewartet, bis du deine Predigt an die Leute da zu Ende gekriegt hast. Also ich bin jetzt verdammt müde und werde nach Hause gehen zum Pennen Punkt für heute abend müssen wir fit sein, kommt Kumpels, wir gehen. Ziehen wir noch schnell die Boote an Land, dann aber ab nach hause! Also der hat ja einen Knall, der Dicke da!

2. Akt Ende. Überhaupt Theater zu ende. Das war ein ganz schön komisches Theater, was der Dicke da mit den Fächern gespielt hat. Die haben sich das natürlich nicht gefallen lassen. Belästigt hat er sich ja schon den ganzen Vormittag mit der Predigt aus ihrem Boot. Und irgendwann muß mal Schluß sein mit dem Schabernack. Ich habe das Gefühl, so könnte für mich das Stück geendet haben, vielleicht auch für euch liebe Schwestern und Brüder?

Es gehört schon etwas Verrücktheit dazu, auf den merkwürdigen Vorschlag Jesu einzugehen, mitten am Tag auf hoher See zu fischen, wenn man aus Erfahrung weiß, daß man am besten nachts in den Buchten fängt. Bei Lukas hat der Petrus diese Verrücktheit. Er sagt zu Jesus: „Meister“ - haha Meister, Jesus als Meister im Fischfang? Der noch nicht einmal die einfachsten Grundregeln des Fischens weiß? Ja, Lukas erzählt wirklich eine Wundergeschichte! Das erste Wunder ist, daß Petrus Jesus nicht rausfeuert aus dem Boot, sondern ihn Meister nennt. Petrus erzählt Jesus von dem erfolglosen Fang der letzte Nacht und sagt dann, das ist das zweite Wunder: „auf dein Wort, auf deine Verantwortung hin werde ich mitten auf See fischen, wie du es vorschlägst.“ Nicht nur, daß Petrus Jesus als Meister anerkennt, nein, er tut auch die stümperhaften Vorschläge, die Jesus macht. Er fischt tatsächlich mitten auf See. Und fängt einen Schwarm, so groß, daß ihm die Netze kaputt zu gehen drohen. Unmöglich, sowas! Und jetzt, was tut Petrus? Er erschrickt nicht, sondern ist voll dabei, den Fang einzuholen. Er ruft das Boot seiner Genossen zur Hilfe, die kommen auch und holen fleißig das Netz ein. Für diese armen Leute ist ein ganzes Boot voller Fische praktisch der Ertrag einer ganzen Woche Arbeit. Die waren gesundgestoßen mit diesem super Fang. Heraus aus ihren Alltagssorgen. Die brauchten nicht mehr fragen, was essen wir morgen?
Gut, also, sie holen den Fang ein und das ist so viel, daß beide Boote fast untergehen. Und jetzt, das dritte Wunder: erst als die Fischer fertig sind mit Einholen der Fische, da erst fällt es Petrus ein, zu erschrecken. Nicht etwa beim Anblick des berstenden Netzes kommt der Schreck, nein, nach getaner Arbeit, als die Sache im Wesentlichen gelaufen ist. Und was tut Petrus? Er fällt vor Jesus auf die Knie und bittet ihn wegzugehen; und das mitten auf hoher See. Petrus sagt: „ich bin ein Sünder, geh von mir hin aus, oh Herr.“ Er redet Jesus als einen Gott an, gebraucht den Namen Gottes für die Anrede Jesu. Er bekennt sich als Sünder und kriegt Angst, weil doch ein Gott und ein Sünder einander Feind sind bis zum Tod; ja er kriegt Todesangst vor der unheimlichen Nähe dieses Mannes, der wie ein Gott Wunder vollbringen kann und dem er hier hilflos ausgeliefert ist. Die übrigen Fischer Jakobus und Johannes, haben auch alle riesige Angst. Wer weiß, was der noch alles anstellen wird, wenn er schon die Boote überfüllt mit Fischen. Ja, was stellt der an? Es kommt das vierte Wunder. Jesus sagt nicht tja, da staunst du wohl, daß dieser kleine dicke Doofmann dir den Fang da eingebrockt hat. Jesus sagt: „fürchte dich nicht!“ Jesus will nicht, wie es ein zünftiger Gott damals alle Male verlangte, frommer Anbetung und Gottesfurcht. Jesus will sich nicht verehren lassen. Er braucht keine wundergläubigen Angsthasen. Er thront nicht souverän auf irgendeinem Podest, einem Rednerpodium oder einer Kanzel. Er sitzt im Boot auf gleicher Höhe wie seine Zuhörer. Ebenso läßt sich Jesus bei seinen großen Taten nicht als ein Gott verehren Punkt Martin Luther hat in seinem kleinen Katechismus geschrieben, ihr kennt ihn sicher auswendig: wir sollen Gott fürchten und lieben. Falsch. Eindeutig falsch. Sowas ist dann nach 1500 Jahren draus geworden. Jesus sagt: fürchte dich nicht! Der johannesbrief sagt: in der Liebe gibt es keine Furcht, völlige Liebe treibt die Angst aus. Jesus will keine Gottesfurcht, sondern Menschenliebe. Und darum sagt er: fürchte dich nicht, von nun an wirst du Menschen fangen. Es wäre wirklich zu billig, das als einen Befehl zu verstehen. Jesus sagt nur etwas über die Zukunft des Petrus. Er gibt dem künftigen Leben des Petrus einen neuen Namen, den der Petrus ganz gut verstanden hat: Menschenfischer.

Menschen Fischen als neuer Beruf - ist das eine Verbesserung? Petrus hatte einen Funk, der für eine Woche leben ausreichte. Und nun bekommt er ein Angebot zum Berufswechsel Punkt die drei haben nicht überlegt - für sie war das Angebote so attraktiver als ihr bisheriger Beruf. Könnten wir da mitmachen? Würden wir unseren Beruf aufgeben, um als Wanderprediger durch die Lande zu ziehen? Sicherlich nicht. Auch hier ist eine Kluft, die uns unmöglich macht, die Rolle des Petrus weiter mitzuspielen. Für uns ist das Theaterspiel der Berufung in die Nachfolge Jesu eben doch schon zu Ende, bevor es angefangen hat.
Aber bei mir regt sich da auch energisch Widerspruch, wenn ich höre, daß mich einer beruft zum Menschenfänger. Ich denke an Bauernfängerei, an unredliches Geschäfte machen, an verschaukeln von Ahnungslosen. Und nicht nur ich. Beim Propheten Habakuk ist das Bild des Menschen Fischers auch in diesem Sinne verstanden. Ich lese einmal vor: Hab 1, 12 - 17
Bei Habakuk meint also Menschen fischen: Menschen in Gefangenschaft führen, unterdrücken, töten, ausbeuten. Es bezieht sich auf die babylonische Gefangenschaft Israels. Es ist unmenschlich, so mit Menschen umgehen zu wollen. Wenn Jesus zum Menschenfangen beruft, ist das nicht ebenso unmenschlich? Ich will keine Menschen gefangennehmen, sondern ich will, daß sie frei sein sollen, sich frei entfalten. Ja, wer will das nicht sogleich auch! Wir leben in einer freiheitlichen Grundordnung, sagt man. Und da ist das reaktionär, wenn man keine Freiheit will. Die CDU schreibt auf ihre Wahlplakate groß drauf: Freiheit statt Sozialismus. Jawohl, sagen wir. Das ist recht so: Freiheit. Freiheit, die ich meine ... Die Bundeswehr wirbt um Freiwillige, die für ihren längeren Dienst viel Geld bekommen. Wer erinnert sich noch an den Spruch: Arbeit macht frei! ? Weiß jemand von ihnen, wo er stand?
Wir haben freie Wahl zwischen Omo und Dash, zwischen Grundig und Telefunken, VW und Mercedes, SPD und CDU, Atomkraftwerken oder nicht, wir wählen unsere Berufe frei aus, der eine wird Hilfsarbeiter bei Bosch, der andere Wirtschaftsmanager bei Dr Oetker. Jeder kann sagen, was er will, wir haben Meinungsfreiheit.
Fällt ihnen etwas auf? Regelmäßig wird an unsere Freiheit gerade dort appelliert, wo wir in Wirklichkeit nur wie Marionetten von oben herab behandelt werden. Die Reklame gaukelt uns Freiheit vor, in Wirklichkeit steckt doch nur dieselbe Waschmittelfirma dahinter, in Wirklichkeit haben wir schon fast keine Freiheit mehr, eben kein Auto zu kaufen, weil die Distanzen zum Supermarkt, zur Fabrik und in die Stadt immer mehr anwachsen durch die städtebaulichen Maßnahmen. In Wirklichkeit haben die Parteien Strategie-Kommissionen, die überlegen, wen man am besten als Kanzlerkandidat aufbaut, um möglichst viele Wähler zu fangen. In Wirklichkeit ist der Unterschied zwischen den großen Parteien gar nicht mehr so groß, wahrscheinlich weniger als der von Dash und Omo. In Wirklichkeit kann ein Arbeiter noch so tüchtig sein, er wird eher Arbeitsloser als Chefmanager. Also: Vorsicht, bitte ungefähr 33 mal kritisch nachdenken, wenn heute jemand von Freiheit redet! Er meint doch nur Scheinfreiheit. Wer Freiheit verspricht, hat meist etwas sehr raffiniertes im Hinterkopf.
Jesus verspricht keine Freiheit. Er sagt von vornherein, wer ihm nachfolgt, müsse sein Kreuz auf sich nehmen. Jesus macht schlechte Reklame für seine Bewegung. Er preist Nachfolge nicht an, sondern scheint eher zu warnen, indem er vom möglichen tödlichen Ausgang der Nachfolge spricht. Er verspricht kein weiches Bett sondern Heimatlosigkeit. Jesus ist scheinbar keine gute Partie. Aber ist das nicht ehrlicher, von vornherein alle Risiken anzugeben, auf die man sich da einlassen muß? Jesus prahlt nicht mit Siegen, Erfolgen, Freiheiten, er sagt nicht einmal, daß man ein besonders guter Mensch ist, wenn man mit ihm geht. Das ist hart. Aber könnte es nicht sein, daß Jesus eben so die größere Freiheit gewährt, indem er schon vor dem Kauf alle Mängel seiner Ware bekannt macht? So daß wir hinterher nicht angeschmiert sind, wenn es eben doch nicht so frei zugeht, wie auf den Wahlprogrammen aufgedruckt stand? 2. Merksatz: Vorsicht, wenn jemanden nicht gleich von Freiheit redet! Er könnte sie dir geben nicht nur als schönen Spruch, sondern als gelebte Wahrheit. Jesu Freiheit besteht darin, ohne schöne Sprüche, mit dem vollen Bewußtsein der Schwierigkeiten einen Weg gemeinsam zu gehen, den schwierigen Weg der Liebe. Wir sind eingeladen, ihm ins Netz dieser Liebe zu gehen. Es könnte das Netz sein, was uns auffängt, wenn wir fallen. Amen.