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Prof. Martin Brüne

Psychiater

Ruhr-Universität Bochum

LWL-Universitätsklinik Bochum

Psychiatrie - Psychotherapie - Psychosomatik - Präventivmedizin

Alexandrinenstr. 1
D-44791 Bochum

Tel.:

+49 (0)234 - 5077 - 155

e-mail: martin.bruene(at)rub.de

Übersicht

Links

"Evolution erklärt zahlreiche psychische Krankheiten"

TV-Beitrag aus der 3Sat Mediathek - Wissenschaftsmagazin NANO vom 12.2.2009

"Schizophrenie-Patienten lernen Mitmenschen zu lesen"

TV-Beitrag aus der 3Sat Mediathek - Wissenschaftsmagazin NANO vom 18.2.2009

Arbeitsschwerpunkte & Forschungsaktivitäten

Mein Forschungsinteresse richtet sich auf die Soziale Kognition bei Patienten mit psychischen Störungen und in welcher Weise die Soziale Kognition die soziale Interaktion und interpersonelles Verhalten beeinflusst. Unter Sozialer Kognition versteht man unter anderem die Fähigkeit, Gefühle in Gesichtsausdrücken, Körperhaltung oder der Stimme erkennen und interpretieren zu können. Darüber hinaus gehört zur Sozialen Kognition die Wahrnehmung zwischenmenschlicher Beziehungen, etwa Verwandtschaftsverhältnisse, sowie die Fähigkeit, sich eigene und die psychischen Vorgänge anderer Personen vergegenwärtigen zu können, etwa in Bezug auf Vermutungen, Annahmen, Wissen, Absichten, Wünsche und Gefühle. Diese, auch unter dem Stichwort "theory of mind" bekannt gewordene, Fähigkeit habe ich mit meinen Mitarbeitern in der Vergangenheit mittels einfacher gezeichneter Bildergeschichten bei Patienten untersucht. Seit einiger Zeit haben wir begonnen, Paradigmen aus der Neuroökonomie zu verwenden, um (virtuell) zu untersuchen, wie Patienten mit psychischen Erkrankungen auf Fairness bzw. Unfairness reagieren und inwieweit sie in der Lage sind, mit anderen zu kooperieren und auf Gegenseitigkeit basierendes Vertrauen aufzubauen. Unser Ziel ist, Aufschlüsse darüber zu gewinnen, wie Soziale Kognition mit Bindungsstilen oder der Wirkung von Neuropeptiden wie Oxytozin interagiert und wie diese Vorgänge elektroenzephalografisch oder in der funktionellen Bildgebung abgebildet werden können.

Ein weiteres Interesse bezieht sich auf die neuroanatomische Untersuchung der von Economo Neurone an Gehirnen von Patienten, die an einer psychotischen Störung gelitten haben. Die von Economo Neurone sind eine stammesgeschichtlich jüngere Nervenzellart, die im Laufe der menschlichen Evolution erheblich an Größe und Dichte im sogenannten anterioren zingulären Kortex und der vorderen Inselregion zugenommen haben. Die von Economo Neurone sind funktionell möglicherweise an sehr komplexen kognitiven und emotionalen Prozessen beteiligt.

Schließlich haben wir kürzlich angefangen, die Wirkweise von Oxytozin auf die Soziale Kognition bei Patienten mit psychotischen Störungen und Persönlichkeitsstörungen zu untersuchen. Oxytozin ist ein körpereigenes Hormon, das für seine Verwendung in der Geburtshilfe bekannt ist. Seit einiger Zeit befassen sich Forscher vor allem auch mit der Wirkung von Oxytozin auf Empathie und Vertrauen, so dass diese Substanz auch großes Interesse hervorgerufen hat im Hinblick auf ihren möglichen therapeutischen Nutzen bei neuropsychiatrischen Störungen wie Autismus, Schizophrenien, oder Angsterkrankungen.

Die Forschung meiner Arbeitsgruppe ist theoretisch in einen breiteren interdisziplinären Kontext eingebettet, der versucht, evolutionäre Gesichtspunkte der menschlichen Entwicklung in Bezug auf psychopathologische Zustände in den Mittelpunkt zu stellen. Dies erscheint auf den ersten Blick wenig logisch, da psychische Erkrankungen ja keinen Anpassungswert an sich haben können. Wenn man jedoch annimmt, dass psychische Erkrankungen lediglich quantitativ, nicht aber qualitativ verschieden sind von psychischer Gesundheit, wird verständlicher, wie die Äquivalente im Gesunden zu Symptomen, Syndromen oder Störungsbilder unter dem Blickwinkel ihrer stammesgeschichtlichen Entstehung analysiert werden können.

Die evolutionäre Perspektive umfasst auch die Untersuchung psychischer Krankheiten bei nicht-menschlichen Primaten, besonders bei den Menschenaffen, die in Gefangenschaft oft eine langjährige Traumatisierung erlebt haben, etwa durch eine frühe Trennung von der Mutter oder anderen Artgenossen. Diese uns stammesgeschichtlich sehr nahestehenden Tiere sind in ihrem Verhalten beinahe so komplex wie wir selbst und manche von ihnen benötigen eine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung, die wiederum Rückschlüsse auf unsere eigene Sozialisierung und Bedürfnisse für psychische Gesundheit ermöglicht.

Research interests and activities

My main research interest is Social Cognition in patients with psychiatric disorders, and how Social Cognition impacts on social interaction and interpersonal behaviour. Social cognition involves, among other abilities, the recognition and interpretation of emotions from facial cues, body posture or prosody (intonation), perception of social relationships such as kinship, and the ability to cognitively represent one’s own and other people’s mental states (“theory of mind”) in terms of beliefs, knowledge, intentions, desires or feelings. In the past, my collaborators and I have tested theory of mind abilities using quite simple cartoon stories. More recently, we have started to use neuroeconomic approaches to examine patients’ understanding of situations involving conditional cooperation, trust and reciprocity in (virtual) social exchange situations. We seek to explore the association of Social Cognition with variation in attachment style, neuropeptide activity and how this is reflected in brain activity using electroencephalography and functional brain imaging.

Another area of research comprises the neuroanatomical examination of von Economo neurons in post-mortem brains of patients with psychosis. The von Economo neurons represent a phylogenetically younger population of nerve cells, which have increased in size and density over evolutionary time, particularly in the anterior cingulate cortex, and the anterior insula. It is assumed that the von Economo neurons play a role in complex cognitive and emotional processes.

Finally, we have started to examine the effect of intranasally administered oxytocin on social cognition in patients with psychosis and personality disorders. Oxytocin is a neuropeptide hormone that is well known for its use in obstetrics. Quite recently, however, researchers have discovered that oxytocin has also the potential to increase trust and empathy, such that the substance is currently under intense investigation as regards its potential use in treating neuropsychiatric disorders such as autism, schizophrenia or anxiety disorders.

The research of my group is theoretically embedded in a broader interdisciplinary context focusing on the understanding of psychopathological conditions from an evolutionary perspective. At first sight, this approach does not seem straightforward, because psychopathological conditions – by definition – are maladaptive. However, if one views psychiatric disorders as extremes of variations rather than categorically distinct from a normative mean, it becomes plausible why addressing the adaptive equivalents of individual symptoms, syndromes or disorders matters.

The evolutionary perspective also includes the study of psychopathological symptoms and syndromes in nonhuman primates, specifically great apes in captivity, who often have a long-standing history of traumatisation and early separation from their mothers and other con-specifics. The mental life of these close relative of ours is similar in complexity. Some individuals need psychiatric-psychotherapeutic treatment, which allows drawing conclusions that are potentially relevant for the understanding of our own socialization and needs to improve mental health.

 

 

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Letzte Änderung: 10. September 2009 |