Für die Sektion Hattingen war
der Einsatz in Seeduwa der erste auf Sri Lanka.
Der Einsatz wurde von einem Mitglied
der German Help Foundation auf Sri Lanka organisiert. Ursprünglich
war geplant nach Jaffna im Norden der Insel zu fahren, dies mußte
allerdings wegen der Offensive der Tamilen im Norden sehr kurzfristig abgesagt
werden, lediglich den lokalen Organisatoren ist es zu verdanken, daß
in der Kürze der Zeit dennoch ein Krankenhaus gewonnen werden konnte
und unser Einsatz nicht storniert werden mußte.
Unser Einsatz begann am 10. Januar
2000, mit LTU flogen wir von Düsseldorf nach Colombo, freundlicherweise
wurde unser beträchtliches Übergepäck von der LTU zu einem
speziellen Tarif von 5 DM / kg befördert.
Zu unserer Mannschaft gehörten
Herr OA Dr. Heinz Droste, Frau Dr. Christina Mattenklodt, beide Anästhesisten
am EVK Hattingen, Herr OA Dr. Rausch, Chirurg aus Werl, Herr Dr. Dr. Rüdiger
Herr, niedergelassener Chirurg und Kieferchirurg aus Baden-Baden, die Op-Schwester
Constanze Wilde von der Universität Leipzig, der Op-Pfleger Kurt Ulbricht
aus dem EVK Hattingen, die Anästhesieschwester Thora Krolla-Jürgensen
aus dem EVK Hattingen und OA Mathias Thümmler, Kieferchirurg am EVK
Hattingen.
Nach unserer Ankunft auf dem vom
Militär schwer bewachten Flughafen in Colombo und nach der Klärung
der üblichen Zollformalitäten, konnten wir das eben fertiggebaute
Wijaya Kumaratunga Memorial Hospital in Seeduwa besichtigen und unserer
Op-Bereitschaft herstellen. Bereits am ersten Tag konnten wir ca. 100 Patienten
screenen.
Am darauffolgenden Tag sollten
wir dann nach der feierlichen Einweihung des Hospitals mit Entzünden
der traditionellen Öllampe unter Anwesenheit des Gesundheitsministers
und weiterer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, mit unserem
12- tägigen Op-Programm beginnen.
Das Krankenhaus verfügt über
einen Op-Saal, in dem wir mit Mühe einen Op-Tisch und eine Krankentrage
als 2. Op-Tisch unterbringen konnten. Für einen Op-Trakt in einem
Entwicklungsland waren die Bedingungen als überdurchschnittlich gut
einzuschätzen.
Die Stationen, eine Frauen- und eine Männerstation, waren wie Pavillons für je 26 Betten in sehr schöner offener Bauweise errichtet worden, sodaß durch ausreichende Luftzirkulation akzeptable Temperaturen in diesen Räumlichkeiten herrschen, bei Temperaturen um 35°C eine gute Lösung.
Da erst durch unsere Tätigkeit vor Ort das Krankenhaus seinen Betrieb aufnahm, konnten wir praktisch über die gesamte Bettenkapazität und Op-Kapazität verfügen. Die hygienischen Bedingungen entsprachen ebenfalls unseren Vorstellungen. So einen Neubau einzuweihen hat allerdings auch in der 3. Welt ähnliche Probleme, wie wir es in Deutschland kennen. Die Sterilisation unseres Instrumentariums war erst ab dem 3. Op-Tag im Krankenhaus selbst mit einem kleinen Heißluftsteri möglich, vorher wurde jeden Abend alles in Negombo sterilisiert, was zu manchmal nicht unerheblichen Verzögerungen im Ablauf führte. Das 2. Narkosegerät mußte zwischenzeitlich repariert werden, weil eine Sauerstoffleitung inkontinent wurde.
Die eigens zu unserer Unterstützung eingestellte Hilfstruppe für Op und Station kam gerade von der Schule und verfügte über keinerlei praktische Kenntnisse im täglichen Ablauf. Gegen Ende des Einsatzes lief aber alles reibungslos. Die Bezahlung der reichlichen Überstunden der uns zu Verfügung stehenden Schwestern und Pfleger, sowie unsere fürstliche Beköstigung während der langen Op-Tage übernahm der Lions Club International Distrikt 306 B unter Leitung von Dr. Ian. Für die Lösung oganisatorisch-medizinischer Probleme leistete Herr Dr. Sivarajah (Lions Club) unglaubliches, allen sind wir zu großem Dank verpflichtet.
Selbst eine wegen eines Bombenattentates verhängte Ausgangssperre konnte so von uns unterlaufen werden und unsere Patienten konnten dennoch operiert werden.
An 12 Op-Tagen haben wir insgesamt
117 Patienten operiert bei der Zusammenzählung der Operationen kommen
wir auf 154 Eingriffe. Überwiegend wurden Kinder operiert, der jüngste
Patient war gerade einmal 6 Monate.
Das Spektrum war wie erwartet bei
solchen Einsätzen und reichte von Verbrennungskontrakturen mit grotesken
Fehlstellungen über Lippen- Kiefer- Gaumenspalten, darunter auch eine
quere Gesichtsspalte bis zu Tumoren im Gesichtsbereich. Während des
gesamten Einsatzes wurden weit über 1000 Patienten von uns gesehen
und entsprechende Vormerkkarteien für weitere Einsätze geführt.
Fast alle Eingriffe wurden in Vollnarkose,
nun schon zum 3. Mal mit TIVA durchgeführt.
Außer einer Nachblutung nach
Gaumenspaltplastik bei einem 16-jährigen Patienten, die spontan sistierte
und einigen kleineren Problemen bei der Anheilung transplantierter Spalthäute
gab es glücklicherweise keine Komplikationen.
Die Nachsorge der Verbrennungspatienten wurde freundlicherweise von einem Chirurgen des General Hospitals in Kurunegele übernommen, den Transport organisieren und finanzieren die Lions, dies betrifft in erster Linie die Patienten, die in den letzten Tagen unseres Einsatzes operiert wurden.
Nach 4 Op-Tagen mußten wir wegen gesundheitlicher Probleme unseren Op-Pfleger leider nach Deutschland zurückfliegen lassen, und in unserer Mannschaft die fachliche Trennung zwischen den beteiligten Disziplinen aufheben, jeder machte fortan alles und es funktionierte sogar.
Nach Abschluß unserer Mission konnten wir dann noch einen kleinen Rundtripp über die paradiesisch schöne Insel machen, welcher uns eine Fülle an Eindrücken und Hintergrundwissen nahegebracht hat.
Abgefüllt mit Eindrücken und dem Wunsch nächstes Jahr wieder auf Sri Lanka zu operieren, vielleicht in Trincomalee, flogen wir am 1.2.2000 zurück nach Düsseldorf.
Wer Interesse an einem Einsatz auf Sri Lanka hat, möge sich bitte mit mir in Verbindung setzen.
M. Thümmler (Projektleiter)